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Navratri-Die neun heiligen Nächte der Mutter (Teil 2)

Die Formen der Göttlichen
Die Verehrung der Großen Mutter, Adi-Parashakti, findet in unterschiedlicher Weise statt.
Mit Adi-Parashakti, die uranfängliche (Schöpfungs)Macht werden, je nach Tradition, unterschiedliche Manifestationsformen der Göttin bezeichnet. Vor allem:

  • Durga
  • (Bhadra)Kali
  • (Jagad)Amba
  • Bhavani
  • Chandi(ka)
  • Lalita
  • Bhairavi
  • Annapoorna

Allen gemeinsam ist, dass sie als “Inkarnationen” oder Manifestationen der schöpferischen göttlich-weiblichen (aktive) Macht der Schöpfung und somit als “Partnerin” oder “Gattin” Shivas, dem formlosen “Bewusstsein” und eher “passiven”, ruhenden Teil der Schöpfung betrachtet wird.
Sie sind Ausdruck und/oder Teil von Sati-Parvati, der geliebten Gefährtin Shivas.

Drei mal drei Nächte Maha-Shaktis
Die neun Nächte werden darüber hinaus in 3×3 Nächte unterteilt, die jeweils (je nach Tradition) einer der Manifestationen Maha-Shaktis geweiht sind:
Die ersten drei Nächte: Durga/Maha-Kali
Die nächsten drei: Maha-Lakshmi
Die letzten drei: Maha-Saraswati.

Diese Aufteilung der Nächte basiert auf der Devi-Gita bzw. dem Devi-Mahatmyam. In ihr wird beschrieben, wie Adi-Shakti in drei unterschiedlichen Gestalten den Göttern zur Hilfe kommt, um Ihnen im Kampf gegen Dämonen beizustehen.
Gleichzeitig haben Sie jedoch noch eine deutlich tiefere Bedeutung und beschreiben die Transformation, die der Mensch im Laufe seiner spirituellen Reise durchläuft.
Diese Stufen werden in drei Kapiteln der Devi-Gita beschrieben.
Die erste beschreibt wie Adi-Shakti Maha-Vishnu erweckt, der so tief schlief, das niemand Ihn erwecken konnte.
Die nächste beschreibt, wie dieselbe Adi-Shakti sich als Maha-Lakshmi manifestiert, um gegen die Dämonen Mahishasura und Raktabija zu kämpfen. Und die nächste, wie die Dämonen Shumbha und Nishumbha von Maha-Sarasvati zerstört werden.
Die neun Nächte und Tage reflektieren diese drei Stadien und haben ihren Höhepunkt dann im 10. Tag, der Vijaya-Dashami genannt wird, der Tag des Sieges, an dem das Licht der Erkenntnis über die Dunkelheit der Unwissenheit siegt, in der wir die Dinge hinter uns lassen, die uns sei langem beschränken.
Wir können weiter gehen, sie hinter uns lassen, uns (und sie) transformieren.

Die Reise von Kali, der Dunklen Mutter hin zur leuchtenden Sarasvati führt uns darüber hinaus durch (unsere eigene) Dunkelheit hin zum Licht, und lässt uns auch unseren eigenen spirituellen Pfad  vom “dunklen” Anfang unserer Reise hin in das Licht der Erkenntnis finden.

Maha-Kali, Maha-Lakshmi und Maha-Sarasvati
Maha-Kali, Maha-Lakshmi und Maha-Sarasvati

 

Die Dash-Mahavidyas und die heiligen zehn Tage
Weitere Göttinnen, die mit Navratri verbunden sind, sind die Dash-Mahavidyas. Sie sind eine Gruppe von zehn (=dash(a)) (tantrischen) Göttinnen der Weisheit und Einweihung.-Um es sehr grob zu umreißen.
Auch Sie sind Manifestationsformen von Shakti, und werden somit (je nach Tradition und Überlieferung) auch als Gestalten von Parvati, Durga und/oder Kali angesehen und verehrt.
Doch genaueres zu ihnen wird an anderer Stelle folgen :).

Durga und die Dash-Mahavidyas
Ma Kali/Durga und die Dash-Mahavidyas, Künstler/Artist: unbekannt/unknown

 

Navdurga und die neun heiligen Nächte
Die einzelnen Tage dieses Festes sind den unterschiedlichen Aspekten der Göttin Durgas bzw. Parvatis geweiht.

  1. Tag: Shailaputri
  2. Tag: Brahmacharini
  3. Tag: Chandraghanta
  4. Tag: Kushmanda
  5. Tag: Skandamata
  6. Tag: Katyayani
  7. Tag: Kalaratri
  8. Tag: Mahagauri
  9. Tag: Siddhidatri

Einige Traditionen sehen in den neun Formen der Göttin soetwas wie die Lebensphasen von Maha-Devi Parvati, während wieder andere davon ausgehen, dass sich die drei Formen Adi-Shaktis, also Maha-Kali, Maha-Lakshmi und Maha-Sarasvati, wiederum in jeweils drei weiteren Formen manifestieren.
Und wieder andere nehmen beide dieser Ansichten an.

Der nächste Teil dieser Reihe wird die neun Matas näher beleuchten.

Ende Teil 2
Siat

Navratri-Die neun heiligen Nächte der Mutter (Teil 1)

Viermal im Jahr finden sie statt: die Feierlichkeiten zu Ehren von Maha-Devi, der Großen Göttin die in und durch alle Göttinnen wirkt.
Parvati, Durga, Kali.
Die göttlich-weibliche Kraft der Schöpfung und des Universums, die erschafft, erhält und zerstört.
Neun Nächte, in der der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, der Erkenntnis und des Wissens über die Unwissenheit in vielfacher Weise und in vielfachen Ritualen gefeiert wird.

Namen und Zeitpunkte
Navratri ist eine Festzeit, die sich über neun Nächte (nav(a)=neun, ratri=Nacht) und damit zehn Tage erstreckt. Der zehnte Tag wird als “Dusshera”/”Vijayadashami” bezeichnet und erinnert an Durgas Sieg über die Dämonen, und erinnert uns damit daran, dass das Licht über die Dunkelheit siegt.

Der Zeitpunkt wird, wie bei jedem hinduistischen Fest, nach dem (vedischen) Mondkalender berechnet, und fällt auf den Neumondtag des entsprechenden (hinduistischen) Monats. Das bedeutet natürlich auch, dass sich der Zeitpunkt des Festes immer etwas verschiebt.

Es gibt innerhalb des Jahres vier, manche sagen auch fünf, Navratri-Feste, wobei das größte in den September/Oktober fällt und “Shardiya Navratri” bzw. schlicht “Maha-Navratri”  genannt wird.
Die anderen drei/vier sind:
Magha/Gupta Navratri (Januar/Februar)
Vasant/Chaitra Navratri (März/April) (=Frühlings-Navratri) und
Ashadha/Gupta/Gayatri Navratri (Juni/Juli)
Paush/Shakambari Navratri (Dezember/Januar)

Für Deutschland fällt der Zeitraum in diesem Jahr für das jetzige Maha-Navrati auf den 25.09.-03.10. .
Die Daten für die kommenden Navratis können unter Online Panchang and Hindu Calendar  für die jeweilige Stadt und das jeweilige Land entsprechend generiert werden.

Verbreitung und Bedeutung
Das im Oktober/November gefeierte Maha-Navrati gehört zu den wichtigesten Festen des Sanatana Dharma (1) und wird in ganz Indien im großen Stil gefeiert.
Mit Maha-Navrati eng verbunden ist das Durga-Puja, ein ebenfalls mehrtägiges Fest, das mit speziellen, Durga bezogenen Ritualen gefeiert wird.

Zu dem Herbst-Navratri ist noch das Frühlings-Navrati (Vasant/Chaitra Navratri ) bedeutend.
Die anderen drei spielen eher eine etwas untergeordnetere Rolle und werden in weniger großen Stil gefeiert, bzw. werden in erster Linie von bestimmten Gruppen innerhalb des Sanatana Dharma gefeiert, wie z.B. den Shakta (2).
Frühlings- und Herbstbeginn gelten als besondere Knotenpunkte von klimatischen und solaren Einflüssen, und somit als besonders heilige Zeitpunkte, um die Göttin zu verehren.

Navratri gilt als besonders günstige Zeit, um sich dem hingebungsvollen Dienst an der Göttin, spirituellen Übungen und Ritualen hinzugeben, sie auszuüben und Shakti, bzw. das Göttlich-Weibliche zu ehren und zu erfahren.

Die Verehrung von Adi-Parashakti, sprich der göttlich-weiblichen (Ur)Macht reicht (wohl) bis in vorgeschichtliche Zeit noch vor dem Beginn der vedischen Periode zurück.
Bereits das berühmte Rigveda (etwa 1700-1200 v. u.Z.) nimmt Bezug auf spirituelle, Shakti-bezogene Praxen, und auch andere vedische Schriften, wie das Mahabharata oder gar die Bhagavatgita enthalten Beschreibungen über die Wichtigkeit der Göttin-Verehrung um siegreich und erfolgreich zu sein.

Ende Teil 1
Siat

Ma Adi-Parashakti Künstler/Artist: unbekannt/unknown
Ma Adi-Parashakti
Künstler/Artist: unbekannt/unknown

1-Selbstbezeichnung der Hindus, da der Begriff mittlerweile von diesen aus unterschiedlichen Gründen abgelehnt wird.

2-Gruppierung innerhalb des Sanatana Dharma, die die Göttin und das göttlich-weibliche Prinzip als DIE wirkende Kraft in der Schöpfung und die Götter betrachtet. Sie ist sehr stark verwand mit dem Shivaismus und ersetzt Shiva praktisch durch Shakti.

Chhinnamasta Devi

Nun hab ich Ihren Namen fallen gelassen, aber bisher noch nicht geschrieben, wer sich überhaupt hinter diesem Namen verbirgt.

Chhinnamasta, auch Chhinnamastika oder (Prachanda) Chandika ist eine Göttin des tantrischen Hinduismus bzw. des Shaktismus.
Sie gehört zu den Dash(a)Mahavidyas, einer Gruppe von zehn Weisheitsgöttinnen, die Erscheinungen von Devi, der Göttin schlecht hin, sind.

Kali und die zehn Mahavidyas
Quelle: My Siddhashram
Künstler: unbekannt

Sie repräsentieren die das gesamte Spektrum des Göttlichen und die Göttliche Mutter selbst wird als  die eine Wahrheit in unterschiedlichen Facetten betrachtet.

Als Devi wird je nach Schule entweder Kali, Durga oder auch Parvati benannt, aber da innerhalb des Hinduismus alle Göttinnen Shakti (=die schöpferisch weibliche Kraft=Devi=die Göttin (TM)) sind, begnüge ich mich persönlich damit, Devi jetzt einfach mal stehen zu lassen ;).

Durga und die zehn Mahavidyas
Quelle: Shri Mahakalmandir
Künstler: unbekannt

 Die Mahavidyas
Über die Mahavidyas selbst gibt es bereits sehr  viel zu erzählen.
Aber ich bemühe mich mal, mich recht kurz  (und daher auch etwas oberflächlich) zu halten.

Darüber, wie die Dash(a)Mahavidyas erschienen, gibt es unterschiedliche Mythen.
Eine dieser Mythen berichtet darüber,dass Shivas Schwiegervater Daksha alle Götter und Göttinnen zu einem Opfer geladen hatte, außer seine Tochter Sita und seinen Schwiegersohn Shiva.
Daksha war mit der Wahl seiner Tochter, um es milde auszudrücken, nicht grade glücklich, weil er Shivas wildes Auftreten und Sein nicht  gut hieß.
Shiva selbst kümmerte es wenig, aber Sati die über das Verhalten Ihres Vaters empört und zornig war, wollte dennoch zum Opfer gehen und es (zer)stören.
Shiva wollte Sie nicht gehen lassen, aber Sita wurde so wütend, das Ihre Augen rot wurden und sich Ihr Körper Schwarz/bzw. Nachtblau färbte.
Selbst Shiva erschrack über Sitas schreckliches Aussehen, über Ihre Wut, so sehr, dass er fliehen wollte, doch Sita versperrte ihm in den Gestalten der Dash(a)Mahavidyas alle Wege in den 10 Himmelsrichtungen, so dass Er Ihr dann erlaubte, zum Ihrem Vater zu gehen.

In einem anderen Mythos wurden die Götter und die Menschheit von einem Dämon namens Durgama bedroht, der durch einen Knochen Brahmas in den Besitz der 4 Veden kam und damit der Macht des gesamten Universums erhielt.
Es entstand eine große Dürre auf der Welt und die Götter riefen Devi an, Ihnen beizustehen und die Welt zu retten.
Devi beendete zuerst die Dürre, in dem Sie das Wasser wieder auf die Erde zurück brachte und bekämpfte dann den Dämon, in dem Sie die Gestalten der Mahavidyas annahm.
Nachdem sie Durgama besiegt und den Göttern die Veden zurück gebracht hatte, erhielt Devi den Namen Durga.

Eine wieder andere Legende berichtet davon, wie eines der vielen Liebesspiele zwischen Shiva und Sati ein wenig weit ging und in einem Scherz-Streit zwischen den beiden endete, in dem Shiva Ihr drohte, sie zu verlassen.
Sati versuchte wiederum Shiva zum Bleiben zu überreden, doch Shiva wollte nicht auf sie hören und versuchte von Ihr weg zu gehen.

Shakti offenbart sich Shiva in den Mahavidya
Quelle: Shakti Sadhana
Künstler: unbekannt

Um Ihn am Gehen zu hindern, nahm Sati zehn verschiedene Gestalten an, die sich in den zehn Himmelsrichtungen manifestierten, alle einen Aspekt der Göttin seiend, und es Shiva so unmöglich machten, Ihr zu entkommen.
In diesem Augenblick erkannte Shiva die wahre Natur Ihrer ewigen Liebe und auch, dass Shaktis Macht, Kraft und Fähigkeiten die Seinen überstiegen.
Die Göttliche Mutter demonstrierte Ihm ihre eigene, unendliche Macht und ließ Ihn dabei viele ewige Wahrheiten erkennen, weswegen diese Aspekte Mahavidyas, die Große Wahrheit, genannt werden.

Ihre Namen sind:
Kali
Tara
Lalita Tripura Sundari (oder Shodashi)
Bhuvaneshwari
Chhinnamasta
Bhairavi
Dhumavati
Bagalamukhi
Matangi
Kamala

Chhinnamasta auf Kama und Rati tanzend
Quelle: Wikimedia
Künstler: unbekannt

Chhinnamasta-Die Göttin, die Ihren eigenen Kopf abtrennt
Chhinnamasta wird oft als wilder, grausamer Aspekt der Göttin beschrieben und gilt als eine dunkle und auch gefährliche Göttin, weswegen sie nur sehr wenige eigene Tempel besitzt, die sich vorwiegend in Nordindien und Nepal befinden.

Sie hält Ihren eigenen Kopf in der einen, ein Schwert, mit dem Sie sich enthauptete, in der anderen Hand. Ihrem Hals entspringen drei Blutströme in die Münder Ihrer Gefährtinnen und Ihrem eigene Mund.
Auf vielen Abbildungen wird sie auf einem sich liebenden Paar stehend/tanzend dargestellt, manchmal auf einem Friedhof bzw. im Bestattungsfeuer.

Chhinnamasta und Shiva
Quelle: Wikimedia
Künstler: unbekannt

Mythen
Natürlich ranken sich auch Mythen darum, wie Chhinnamasta in Erscheinung trat.
Aus dem Pranotasani Tantra ist die Legende überliefert, dass Parvati, als sie im Fluss Mandakini badete, sexuell erregt wurde und eine schwarze Haut bekam.
Während die Göttin im Fluss badete, wurden ihre beiden Gefährtinnen Dakini und Varnini sehr hungrig und baten die Göttin auf dem Heimweg um Nahrung.
Zuerst vertröstete sie Parvati auf den Zeitpunkt,  wenn sie zuhause sein würden, auch als ihr Bitten zunahm und sie zu Parvati sprachen: “Du bist die Mutter des Universums. Eine Mutter gibt ihren Kindern Nahrung und Kleidung. Wir beten Dich an, weil Du für Deine Gnade bekannt bist.”, vertröstete sie ihre Begleiterinnen auf später.
Als Dakini und Varini jedoch nicht länger warten konnten, sprachen sie: ” Wir sind vom Hunger überwältigt, Mutter des Universums. Gib uns Essen, so dass wir zufrieden sind. Oh gnadenvolle Spenderin von Segen und Erfüllerin von Wünschen!” Von diesen Worten berührt und die Wahrheit darin erkennend, lächelte die Göttin und trennte sich mit ihren Fingernägeln ihren Kopf ab, den sie ihn ihrer linken Hand hielt.
Zwei der drei Blutströme, die Ihrem Hals entsprangen, flossen in die Münder Ihrer Begleiterinnen, der Dritte in Ihren eigenen.

In einer anderen Legende hilft die Göttin Prachanda-Chandika den Göttern dabei, alle üblen Dämonen zu besiegen. Nachdem alle besiegt waren, trennte sich die im Blutrausch rasende Göttin selbst den Kopf auf, um Ihr eigenes Blut zu trinken.

Eine andere Version der Legende um Chhinnamasta berichtet vom Quirlen des Milchozeans, bei dem der göttliche Tranke der Unsterblichkeit und Jugend (Amrita) hervor kam. Als ein Streit zwischen den Göttern und den Dämonen entbrannte, trank Chhinnamaste den Anteil der Dämonen und schnitt sich anschließend den Kopf ab, um die Dämonen daran zu hindern in den Besitz des Elixiers zu kommen.
Themen und Symbolik
Chhinnamasta lehrt uns das Selbst-Opfer und steht in einer sehr engen Verbindung mit der Kundalini, ihrem Erwachen und ihrem Aufsteigen. Also der Kraft, die hinter und in dem spirituellen Erwachen liegt.
Sie ist voller Widersprüche, weil Sie zum einen die Selbstkontrolle über sexuelle Wünsche und Sehnsüchte symbolisiert, zum anderen aber auch DIE Personifikation der sexuellen Energie schlecht hin ist.
Sie kann als DAS Sinnbild der absoluten und vollkommenen Kontrolle über das sexuelle Verlangen und Instikte betrachtet werden.
Welche Bedeutung/Symbolik überwiegt, hängt jeweils vom dem-/derjenigen ab, der/die sie verehrt.

Ihr Bild zeigt uns die ewige Wahrheit, dass das Leben den Tod und der Tod das Leben nährt, sowie der letztlich Sinn der sexuellen Energie ist, Leben hervor zu bringen, das wiederum zerfallen und sterben wird, um wiederum Leben zu nähren.
Das sich liebende Paar (der Liebesgott Kama und seine Gefährtin Rati) und der Lotus stehen als Symbol des Lebens und des Dranges, sich fortzupflanzen.
Sie ist diejenige, die den lebenschenkenden und -nehmenden Aspekt von Devi in einer Person vereint vor Augen führt.

Auf spiritueller Ebene repräsentiert Sie, wie gesagt, das Erwachen der Kundalini.
Während Kama und Rati das Wurzel (Mulhadhara-)Chakra symbolisieren, ist das heraussprudelnde Blut ein Symbol für das Aufsteigen der Kundalini, die durch alle Hindernisse bricht und zur Erleuchtung führt.
Der abgetrennte Kopf steht als Symbol überweltlichen, transzendenten Bewusstseins, während Varnini, Chhinnamasta und Dakini darüber hinaus die drei Hauptenergie-Kanäle des Körpers (Ida, Sushumna und Pingala) repräsentieren.

Chinnamasta
Quelle: Tibetian Art
Künstler/in: Samundra Man Singh Shrestha

Durch die Selbst-Enthauptung wird darüber hinaus die Beseitigung des Egos und der Ignoranz symbolisiert.
Blickt man weiter, so beschreibt Chhinnamasta einen Zustand, der jenseits des Körperbewusstseins, hinter der Identifikation des “Selbst” mit dem Körper, mit gedanklichen Konzepten und Vorstellungen steht.
Sie steht für das (Selbst)Opfer, die Aufgabe des Bildes, das wir von uns selbst haben, das wir uns von anderen oder von der Gesellschaft aufdrücken lassen.
Chhinnamasta befreit uns von der Vorstellung, dass das “Selbst” Körper ist, von dem Bewusstsein unserer körperlichen Grenzen und schenkt uns dafür die Öffnung zu der Unendlichkeit des Universums und des Göttlichen.

Chhinnamasta selbst ist das Ajna-Chakra (3. Auge) zugeordnet, der Ort der Vision, der inneren Schau und der Intuition. Sie ist diejenige, die als Vajra Vairochani (“hellstrahlender Blitz”) unser Bewusstsein erleuchtet und uns die Realität (schonungslos) so vor Augen führt wie sie ist und die uns unsere Selbsttäuschungen, -lügen und Illusionen in Ihr helles, strahlendes Licht taucht, damit wir uns ihnen stellen, sie betrachten und verändern können.
Sie ist darüber hinaus diejenige, die uns dazu ermutigt, unsere eigenen Stärken, unsere eigene Macht und Kraft zu ergreifen, die daraus erwächst, dass wir uns unseren Schwächen und Ängsten stellen.

Chhinnamasta im Buddhismus
Im tibetischen Buddhismus ist Chhinnamasta als Chinnamunda, eine Form der Vajrayogini bzw. Vajravarahi bekannt.

Tibetisch-buddhistische Chinnamunda
Quelle: Surajamrita.com
Künstler: unbekannt

Chinnamunda
Quelle: Wikimedia

Im Prinzip gäbe es über Sie noch wesentlich mehr zu bereichten, doch ich denke, dass sollte fürs erste genügen. 😉

BB & Namasté
Siat

Chinnamasta Yantra
Quelle: Wikimedia
Künstler: unbekannt
Chinnamasta YantraQuelle: Wikimedia Künstler: unbekannt