Tag der Geschwister

Das fünf-tägige Lichterfest Divali neigt sich dem Ende zu.
Heute ist der letzte Tag, an dem ein ganz besonderes Fest gefeiert wird: Bhai(ya) Dooj.
Regional wird es etwas unterschiedlich benannt, doch die Beutung des Festes ist überall dieselbe.
Bhai bedeutet in Hindi “Bruder”, und Dooj bezeichnet den zweiten Tag nach Neumond.
Es ist eines von zwei Festen, das die Liebe und Zuneigung zwischen Bruder und Schwester feiert, und an dem die geschwisterlichen Banden zwischen Bruder  und Schwestern gefestigt werden.
Raksha Bandhan (wrtl.: “Band/Knoten des Schutzes”) , das zweite dieser Feste, wird Anfang August gefeiert, doch im Gegensatz zu Bhai Dooj ist dies auch die Gelegenheit Bruder-Schwester-Beziehungen zwischen nicht-verwandten Männern und Frauen zu feiern, wie z.B. zwischen Cousins und Cousinen, Freunden und Freundinnen usw. .

Eine Schwester segnet ihren Bruder mit einem Tilak. Quelle: Wikimedia.com

Schwestern vollziehen an ihren Brüdern eine sog. Tika-Zeremonie, bei der sie vor ihrem Bruder ein heiliges Licht schwenken (sog. Aarti) während sie ihren Segen dabei aussprechen, und ihm eine Tika (kurz: ein Segensmal) auf die Stirn auftragen. Danach umbinden sie das Handgelenk ihres Bruders mit einem speziellen Band, Rakhi oder Kalawa genannt (hat regional auch andere Namen), dass ihre Bindung symbolisiert. Anschließend füttert sie ihn mit Süßigkeiten.
Mit diesem Ritual bitten die Schwestern um ein langes, glückliches Leben und um das Wohlergehen ihrer Brüder.
Im Gegenzug versprechen die Brüder ihren Schwestern, das Leben lang immer für sie dazu sein, sie zu schützen und in allen Lebenslagen und Situationen zu ihnen zu stehen.
Es ist also ein Fest, an dem die Bande zwischen Brüdern und Schwestern erneuert und gefestigt werden.

Brüderchen und Schwesterchen
Geschwister zu haben kann sowohl Fluch als auch Segen sein. 😉
Besonders diejenigen, die ein angespanntes, oder gar zerstörtes Verhältnis zum Bruder oder/und zur Schwester haben, werden dies kennen.
Ich darf mich sehr glücklich schätzen, dass ich mich mit meinem Bruderherz sehr gut verstehe, und das eigentlich so lange ich denken kann.
Klar gab es auch bei uns kleinere Querelen als wir noch Kinder waren. Doch schlimme oder uns gar entzweiende Streitereien gab es zwischen uns, der Göttin sei´s gedankt, nicht.
Ich liebe mein Brüderchen sehr, und ich bin froh ihn zu haben. Und ich erinnere mich auch gern an unsere gemeinsame Kindheit zurück. An unsere Spiele. An die Zeit, die wir mit unseren Großeltern verbrachten. An die Ausflüge mit unseren Eltern. Die Zeit in der Jugendgruppe mit unserer Cousine.
Und noch so vieles mehr.

Klein-Siat und Brüderchen
Klein-Siat und Brüderchen

Er ist einer der Menschen, die ich ganz besonders vermisse, seit ich aus Hamburg weg bin.

Ich weiss gar nicht, ob sich mein Bruderherz noch daran erinner kann, aber unsere Großeltern haben uns immer gern mit Brüderchen und Schwesterchen aus dem gleichnamigen Grimms-Märchen verglichen, und mir eingeprägt, dass ich immer gut auf mein Brüderchen aufpassen sollte.
Ich glaube *lächel*, das hätte ich auch so getan. Er war und ist mir sehr wichtig, und mir würde ohne ihn ein großes Stück in meinem Leben fehlen.
Für mich ist mein Bruder ein Segen, und ich habe nie begreifen können, wenn andere sich über ihre Brüder (oder Schwestern) ausließen oder erzählten, wie bei ihnen die Fetzen flogen, sie sich gegenseitig die Pest an den Hals wünschten oder Schlimmeres.
Es gibt nur wenige Dinge von denen ich sagen kann, dass diese unsere Beziehung zu einander zerstören oder trüben könnten.
Was das ist, das weiß mein Brüderchen zum einen aus der Vergangenheit raus, zum anderen,  weil wir auch darüber redeten.

Geschwister-ähnliche Beziehungen/Seelenverwandtschaft
Vermutlich kennen viele das Gefühl einer besonderen Verbundenheit mit einer Person. Das Gefühl, als würde man sich schon ewig kennen und von einer Vertrautheit, die man sich nicht erklären kann.
Oder man kennt sich schon so viele Jahre, dass man den anderen in- und auswendig kennt. Oder man hat schon so viele Dinge miteinander durchgemacht, die einen fest zusammen schweißten.
An Bhai Dooj und Raksha Bandhan werden auch diese geschwister-ähnlichen Verbindungen gefeiert.
Auch in dieser Hinsicht fühle ich mich reich gesegnet, und ich bin dankbar dafür, dass ich auch Frauen und Männer an meiner Seite habe, die ich zu meiner Seelenfamilie, zu meinen Schwestern und Brüdern zählen darf.

Nur Frauen und Männer ?!
Tatsächlich waren sowohl Bhai Dooj als auch Raksha Bandhan Feste, die nur der Verbindung zwischen Schwester und Bruder galt und die geschwisterlichen Beziehung von Schwester und Schwester bzw. Bruder und Bruder außen vor ließen.
Die Gründe dafür mögen vermutlich darin liegen, dass eine Frau ja nach der Hochzeit das elterliche Haus verließ und es mit Schande verbunden war, wenn eine Ehe scheiterte, weil die Frau z.B. von ihrem Mann oder den Schwiegereltern misshandelt wurde oder ähnliches, und die Frau ihren Mann verlassen wollte.
Letztlich hingen (und hängen) Hochzeiten ja auch mit vielen materiellen Ausgaben für die Eltern der Frauen zusammen (angefangen von der Aussteuer über die Ausrichtung der Hochzeitsfeier etc.), und eine Tochter dann “zurück zu nehmen”… Galt lange Zeit als Tabu.-Auch heute noch haben es Frauen in Indien leider nicht leicht, wenn eine Ehe scheitert(e).
Die Feierlichkeiten von Bhai Dooj und Raksha Bandhan waren/sind Gelegenheiten für die Frauen, die Häuser der Männer zu verlassen und ihre Familien zu Besuch. Die Bande mit ihrer Familie und v.a. mit ihren Brüdern zu stärken.
Und es setzte trotz allem ein Zeichen, dass die Frau auf die Unterstützung und Hilfe ihrer Anverwandten (bzw. ihrer Brüder) zählen konnte.

Doch es finden mittlerweile Veränderungen statt.
Schutz, für einander einstehen, den anderen verteidigen, für einander in allen Lebenslagen da zu sein… Das können schließlich auch Schwestern oder Brüder füreinander.
Oder Cousinen, oder oder oder.
So ist es mittlerweile kein Tabu mehr, das Band der Liebe und Freundschaft zwischen Schwestern oder Brüdern zu feiern, zwischen Freundinnen, bzw. Freunden…

Sie entwickeln sich zu Festen, die jegliche geschwisterliche Verbindung feiert, an dem diese gestärkt und das Versprechen des gegenseitigen Schutzes, des Für-einander-da-seins und der gegenseitigen Fürsorge gesprochen wird.

In diesem Sinne möchte ich heute an alle denken, die neben meinem wundervollen Bruderherz  wie Schwestern und Brüder an meiner Seite sind.
Bei denen ich mich geborgen und behütet fühle, und bei denen ich weiss, das ich mich immer auf sie verlassen kann.
Auch dann, wenn wir uns selten sehen oder hören.

Möget Ihr immer behütet und beschützt sein, und der Segen des Göttlichen, wie immer Ihr es nennen möget, auf Euch scheinen und Euch an jedem Tag Eures Lebens begleiten.
Und möget Ihr Euch immer dran erinnern, dass ich, egal was kommt, für Euch da bin, so wie Ihr auch für mich da seid.

Danke, dass es Euch gibt!
In Liebe
Eure
Siat/Danny

Quelle: Wikipedia.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert