Handarbeits-“Zauberei”

Ich habe heute mit einem neuen Stickprojekt begonnen: Einem Haussegen für meine Oma.
Nachdem ihr altes Bildchen mit dem Haussegen im Feuer verbrannt ist, möcht ich ihn ihr als Stickbild schenken.

Warum Handarbeits-“Zauberei”?
Nun, für mich ist (bestimmte) Handarbeit nicht nur einfach “Handarbeit”. Sicher kann sie “profan” und “nebenher” sein. Aber sie “kann” auch anders.

In vielen Kulturen standen Handarbeiten mit einer (oder mehrerer) Göttin(nen) in Verbindung. Besonders deutlich ist das in Hinblick auf die Spinnerei und Weberei.

Es gibt unzählige Mythen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen, die davon erzählen, wie das Leben und Schicksal der Menschen durch Göttin´ Hand versponnen und zu (unserem) Gewebe verwoben werden.

Nicht zu letzt gibt es auch hier und da in Mythen und Sagen, aber auch moderneren Erzählungen immer wieder Geschichten über magische Umhänge, Schwertscheiden, (Tarn)Kappen und ähnliches, die ja letztlich auch von irgendjemandem “gewirkt” wurden.

Ich handarbeite sehr gern.- Wenn auch leider viel zu selten.
Am Liebsten spinne, häkel und sticke ich. Und alle drei nutze ich hier und da immer wieder ganz gerne auch “magisch”.

Wie das funktioniert?
Nun, da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.
Sehr gern nutze ich bestimmte Mantren oder Chants, die ich während der Arbeit singe oder gedanklich rezitiere.
Hinzu kommt natürlich auch die Visualisation.

Je nachdem, welchen Sinn und Zweck die Arbeit erfüllen soll, können natürlich auch verschiedene Dinge mit eingearbeitet werden, wie z.B.  (Edelstein)Perlen in eine Stickerei oder Haar in das Garn, was man spinnt.
Da ist natürlich schon etwas Kreativität gefragt ;).

Schließlich ist es dann am Ende noch möglich, die fertige Arbeit in einem kleinen Ritual zu “ermächtigen”/”weihen”/”energetisieren” (welchen Begriff man da auch immer verwenden mag) und dann seinem Verwendungszweck zuzuführen.

Verwendungsmöglichkeiten?!
Nun, derer sind unsagbar viele. Auch da ist halt zum einen erst mal die Frage, um was für eine Arbeit es sich handelt und zu welchen Zweck sie gedacht war.

Ein Garn kann z.B. für das Wirken bestimmter (Knoten)Zauber verwendet werden. Man kann aber auch ein Garn wirken, um daraus wiederum einen Ritualgegenstand herzustellen. Angefangen bei der Verzierung der eigenen Robe, bis hin zur Herstellung von Puppen, Kräutersäckchen, Aufbewahrungsbeuteln/Taschen von Ritualgegenständen… Lass da einfach Deine Phantasie spielen.

Was das Sticken und das Häkeln betrifft, da ist es von vornherein (wie ich finde) wichtig zu wissen, was man jetzt tun möchte.-Und sich dann darauf einstimmt.Möchte ich (wie in meinem Fall) einen Segen für jemanden wirken, der (göttlichen) Schutz und Beistand “beschwört”, so wäre es reichtlich kontra-produktiv, wenn ich da mit Groll, Wut, oder welcher Art negativer oder gar “zerstörerischer” Gedanken auch immer, an die Arbeit ginge.
Es gehören für mich meine liebevollen Gedanken dazu, all meine guten Wünsche und natürlich auch entsprechende Visualisierungen dessen, was der Zweck des kleinen “Stick-Zaubers” sein soll.
Für mich gehört ebenfalls dazu, dass ich entsprechende Segnungen formuliere und diese während des Stickens immer mal wieder ausspreche und so in die Arbeit “einwebe”.
Was ebenfalls für mich nicht fehlen darf ist auch einen entsprechenden Einbezug der Wesenheit(en), die für die entsprechende Person wichtig ist.

Wenn ich einen Handarbeits-Zauber für ander wirke, dann empfinde ich es persönlich wichtig, das dieser Zauber auch Dinge enthält, zu denen der Mensch eine Verbindung hat, die ihn ansprechen und die auch für ihn eine Bedeutung haben.Sicher, was man magisch (für andere) wirkt, be-wirkt natürlich auch was. Aber ich halte es da zusätzlich noch etwas mit dem Thema der “sich selbst erfüllenden Prophezeihung” ;):
Die eigenen Gedanken verstärken (oder vermindern) eben schon auch den Einfluss. -Oder um es noch mal anders auszudrücken: “Wie Du glaubst, so geschieht Dir.”

Ich persönlich halte nicht viel davon, im Leben und sein von anderen herum zu zaubern, und dann halt einfach zu gucken, was passiert.
Jeder hat zu Veränderungen in seinem Leben seinen Teil beizutragen. Den anderen dabei zu unterstützen, das er seinen Weg selbstständig und aus eigener Kraft geht und die Veränderungen, die für ihn wichtig und zuträglich sind, SELBST zu unterstützen, empfinde ich als wesentlich sinnvoller und wirksamer.
Aus diesem Grunde nutze ich dann eben auch die Symbole, die für den anderen ausschlaggebend und hilfreich sind, weil sich diese von meinen eigenen durchaus unterscheiden können.

Wenn Du daher selbst einen Handarbeits-Zauber, wie z.B. einen Haussegen wirken willst, dann überlege Dir die Symbolik und die Worte dabei genau.
Schließlich ist es kontraproduktiv, wenn der-oder diejenige, die ihn erhält mit Ablehnung darauf reagiert, bzw. so gar nichts damit anfangen kann. 😉

Wenn Du z.B. wie ich, Deiner christlichen Oma einen solchen Segen zum Geschenk machen möchtest, dann wird sie vermutlich herzlich wenig damit anfangen können, wenn dieser den Gehörten und die Göttin anruft ;).Mit Glück, wird sie ihn zwar freundlich lächelnd annehmen, aber ob sie ihn aufhängt und zulässt, dass das, was Du mit hineingewirkt hast tatsächlich wirk-sam wird,  steht dann allerdings auf einem völlig anderen Blatt.

So arbeiten und das andere hinein-wirken?
Manchen mag sich vielleicht die Frage aufdrängen, ob man nicht z.B. christliche Symbolik verwenden und halt dann doch den Segen von Göttin und Gott hineinwirken kann.
Nun, ich werde mich hier nicht dafür oder dagegen aussprechen oder sagen: “Sowas geht überhaupt nicht!”
Ich weiss, das viele Heiden aus den unterschiedlichsten Gründen ein “Problem” mit “dem” Christentum und “dem” christlichen Gott haben. Auf mich persönlich trifft das allerdings nicht zu, so dass ich da für mich keine Schwierigkeiten habe.
Aber von mir auf andere zu schließen, geht da eben auch nicht.
Letztlich würde ich da jeder/jedem raten auf ihr/sein Gefühl zu hören, bzw. ggf. seine Götter, Göttinnen und begleitenden Geister (so sie oder er welche haben) um Rat zu fragen.

Natürlich gibt es auch innerhalb der heidnischen Szene dann auch diejenigen, die jetzt aufschreien und sagen, dass es so starke Interferenzen zwischen den Energien der verwendeten Symbole und den “Anrufungen” gibt, dass man davon die Finger zu lassen habe und so eine “wilde Mischung” auf gar keinen Fall tun sollte.
Ich bin kein Fan von Schwarz-Weiss-Denken, schon gar nicht in Bezug auf Magie und Spiritualität/Religion. Es gib für mich kein “richtig” oder “falsch”, sondern ausschließlich ein “anders”.
Was sich für mich als “richtig” und “gut” erweist, muss es noch lange nicht für einen anderen sein ;).
Aus diesem Grund mein Rat: “Hör auf Dein Gefühl und auf den Rat derer, die Dich begleiten.”
Damit wirst Du, meiner persönlichen Meinung nach, immer am besten Fahren, egal was andere Dir einreden mögen.

Wenn Du eine “Kombi” ausprobieren möchtest, und Du hast ein positives Gefühl dabei, dann tu es.
Hast Du dagegen irgendwelche Vorbehalte, dann finde heraus, worin sich diese Begründen und ob sich diese beseitigen lassen.
Hast Du ein gänzlich negatives Gefühl, dann versuch auch da vielleicht erst mal herauszufinden, worauf sich dies begründet. Vielleicht lässt sich das ja lösen? Sollte das nicht der Fall sein, dann würde ich Dir schon an Herz legen, es sein zu lassen.
Das was Du vorhast soll ja für den jenigen, der es erhält schließlich “zum Segen gereichen”. Wenn Dich dabei allerdings ein ungutes Gefühl oder gar ein “schlechtes Gewissen” plagt, wirst Du von Deinen guten Vorsätzen nicht viel erreichen. Zumindest meiner Meinung nach, denn wie heißt es so schön:

“Energie folgt der Aufmerksamkeit!” 😉

Achtsames Arbeiten
Zuletzt sei noch auf eine Sache hingewiesen:
Dem achtsamen Arbeiten.
Denkt daran, dass Ihr, wie bei jeder magisch-religiösen/spirituellen “Arbeit” nicht nur einfach hier auf dieser Ebene wirkt in dem Ihr da etwas schönes an Handarbeit verrichtet, sondern dabei seid, etwas aus “göttlichen” Ebenen/Sphären (oder wie immer Ihr dies nennen mögt) hier in der materiellen Welt zu manifestieren.

Wenn man nicht grade zu den absoluten Perfektionisten zählt, so neigt man vielleicht doch schnell dazu, nicht ganz so konzentriert und “sauber” zu arbeiten.
Bei “profanen” Dingen lasse ich in manchen Dingen auch gern mal alle fünfe grade sein ich achte zwar schon darauf, dass sich z.B. bei einer Stickerei keine Knötchen bilden oder sich die Fäden zu stark verheddern, aber ich bekomme auch nicht gleich die Krise, wenn ich später feststelle, das mir doch ein oder zwei Knötchen im Faden dazwischen gekommen sind.

Bei “magischer Handarbeit” seh ich das (für mich persönlich) jedoch etwas “strenger” und arbeite da mit besonders viel Sorgfalt und mit besonderer Achtsamkeit.
Knötchen, Fadengewirre usw. die während der Arbeit unbewusst gebildet werden, können z.B. auf ungewollte Weise unerwünschte Gefühle oder Gedanken an und in unsere Arbeit binden. Ggf. entfalten sie dann in der Form ihre Wirkung, in dem sie das eigentlich Gewollte schlicht blockieren oder unwirksam machen, oder sie können sich statt dessen manifestieren oder sich auf andere Weise bemerkbar machen.

Um diesen entgegen zu wirken, ist es meiner Erfahrung nach sinnvoll sich mit einer besonderen Hingabe und in einer Zeit dieser Arbeit zu widmen, in der man die größtmögliche Konzentration und Sorgfalt aufbringen kann.

Letztlich ist es wie mit allen Ritualen:
Es sollte die Zeit, der Ort, aber auch die eigene Verfassung stimmen. Letzteres empfinde ich als besonders wichtig, weil sie (für mich) in direkten Zusammenhang mit der Fähigkeit steht, sich zusammeln, zu zentrieren, sich auf etwas zu fokussieren und entsprechend “Energien” zu lenken.

Um diesen langen Artikel noch mal kurz zusammen zufassen:
Handarbeiten, besonders das Spinnen und Weben ist den meisten (alten) Kulturen und ihren Mythologien nicht nur als eine profane Aktivät der Stoffherstellung gesehen worden, sondern vielmehr als ein magisch-kreativer und heiliger Akt, mit dem die Schöpfung, ja die Schicksale von Menschen und Göttern gesponnen und verwoben wurden.
Nicht zu Letzt treffen wir in Sagen, Mythen oder auch Märchen und Erzählungen auf magische (bestickte) Umhänge, Kappen und ähnliches.
Ich persönlich halte die “Magie der Handarbeit” für ziemlich alt, aber das ist meine persönliche Meinung.

Um Handarbeits-Zauber zu wirken, gibt es die unterschiedlichsten Formen. Z.B. Spinnen, Weben oder auch das Häkeln und Sticken.
Was man alles so anstellen kann… Das reicht von Ritualgewändern über Bestickungen für die Behältnisse von Ritualgegenständen hin zu (gestickten) Haussegen, Amuletten und ähnlichem.

Auch wenn Handarbeiten so einfach wirken (und mit etwas Übung auch sind), so ist, meiner Meinung nach, auch eine gewisse Sorgfalt und Achtsamkeit bei der Arbeit unerlässlich.
Unachtsam eingewirkte Knoten, Verfilzungen, Fadengewirr oder ähnliches können ggf. zu unerwünschten Nebeneffekten führen oder dazu führen, dass der gewirkte Zauber unwirksam bleibt.

LG&BB
Siat

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