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Einblicke in meine Glaubenskonzepte II-Die Reise beginnt

Das “Alte Ägypten” und “Geisterjäger John Sinclair”
Wie im Vor-Post kurz beschrieben, war mein “erster Kontakt” das Altägyptische Pantheon.
Ich war da etwa in der 6. Klasse (ich war da also ein Teenager von 11/12 Jahren) und wir begannen das Thema durchzunehmen. Ich weiss noch, das ich damals meinen Lehrer vor den Sommerferien fragte, was wir im kommenden Schuljahr in Geschichte durchnehmen würden, und als er mir das Thema sagte, macht ich mich dran, mich einzulesen… Und war absolut fasziniert und gefesselt… Und es war für mich ein Gefühl wie “nach Hause kommen”.
Jedes Buch, das mir damals in der Bücherei in die Hände fiel, verschlang ich. *schmunzel*
Vor allen Dingen über die altägyptische Religion, über ihre Rituale, Mythen und Weltbilder. Ich tauchte da völlig ein und hatte das Gefühl, als würden sich längst vergessene Tore wieder für mich öffnen…
Zu dieser Zeit verspürte ich zum ersten Mal “den Ruf” (*whoooo…* klingt das mysthisch.-Und abgedroschen… Aber ich weiss leider nicht, wie ich es anders nennen soll?), damals vor allen Dingen durch Bastet, Hathor und Isis.
Ich weiss gar nicht mehr, wie es dazu kam… Aber ich begann dann “im Verborgenen” mit meinen eigenen kleinen Riten für die ägyptischen Götter aus dem zusammen zu schustern, was ich so gelesen hatte.
Nach außen natürlich immer noch christlich und fein zum Gottesdienst mitgehend, rief ich auch während des Gottesdienstes ägyptische Götter und Göttinnen an, wand mich auch beim 21h-Gebet an Sie…
Für mich fühlte es sich einerseits “richtig” an… Andererseits war natürlich trotzdem die Angst vor einer Göttlichen Strafe vorhanden. Und vieles von meinen alten Glaubensvorstellungen (z.B. das “wundervolle” Schwarz-Weiss-Denken) waren ja nicht einfach “verschwunden”, sondern bekamen einfach eine andere Färbung… Wurden einfach mit übernommen.

Dieser Prozess überschnitt sich damit, dass ich durch meine langjährigste Freundin auf die Gruselromane “Geisterjäger John Sinclair” aufmerksam wurde… Und diese einfach nur verschlang. ^_^
Es kam ein Roman, in dem ein Ritual beschrieben war, mit dem ein “Gefallener Engel” beschworen wurde, und Klein-Siat´s Neugier war natürlich geweckt…
Ich hatte selbst schon bis dahin viel “gesehen”, sei es in Traumgesichten oder in “Visionen” bei Gottesdiensten oder bei anderen “Gelegenheiten”. Ich hatte meine ständige Begleiterin… Ja, und auch Engel waren mir nicht fremd. Und ich wusste auch, das man mit ihnen in Kontakt treten konnte. Zum einen war es eindeutig biblisch (ja, da tauchte dann wieder das Christliche auf XD) zum anderen entsprache es eben meinem Erleben…
Meine Schlussfolgerung war dann: “Nun, was mit “Gefallenen Engeln” funktioniert… Könnte doch auch mit anderen Engeln funktionieren.”
Ich mich also mit Kerzen und Räucherstäbchen hingesetzt und angefangen, die Engel anzurufen. Naja, damals wollte ich keinen bevorzugen und suchte eigentlich nur den generellen Kontakt.. Als guter Mensch halt…  So war dann meine “Anrufung” auch nicht an jemanden Speziellen gerichtet.
Was ich dann aber erlebte, war einfach ein Eintauchen in ein helles, strahlendes Licht, voll Liebe, Geborgenheit und Wärme.

Die Gruselromane waren dann auch der Ausschlag, warum ich begann, mich überhaupt für Magie und Hexerei zu interessieren.
Über eine Talk-Show wurde ich dann zum ersten Mal damit konfrontiert, dass es auch heute noch “neue Hexen” gebe, was mein Interesse dann noch mehr wachsen ließ und ich dann auch in der Bibliothek begann nach zu forschen… Und tatsächlich (wie auch immer das kam XD) dann auch entsprechende Bücher fand. Auch in Grabbelkisten diverser Buchhandlungen und den Bücherflohmarkt der Bücherhalle fand ich einige Bücher, die ich mir von meinem Taschengeld kaufte… Und nicht zuletzt sorgten natürlich auch hier und da Berichte in der Bravo und anderen Jugend-Magazinen ebenfalls für diverse Ideen.
Meditieren tat ich mit meinem Bruderherz, der mit Karate angefangen hatte und sich eben auch für das “Dahinter” interessierte, schon regelmäßig… Und so entwickelte sich da so was vor sich hin.

Dann kam ein Zeitpunkt, an dem meine Ma (!) bei einem sonntäglichen Mittagessen einem Onkel (Diakon in unserer Gemeinde) von mir erzählte, dass ich mich für Magie interessieren würde… Nun. Wirklich glücklich war ich darüber nicht… Zumal auch mein Opa daneben saß… Und nix dazu weiter sagte. o.O
Aber es stellte sich heraus, das er sich wohl seit etlicher Zeit ebenfalls damit auseinander setzte.
Und das auch völlig im Einklang mit der Bibel, wie er meinte. Er begründete es damit, dass er wohl mit dem Hauptapostel, zu dem mein Opa engeren Kontakt pflegte, auch über dieses Thematik gesprochen habe, und er wohl selbst nicht abgeneigt oder “unverständig” gegenüber der Thematik war… ( o.O – Nachtigall!-Ik hör Dir trappsen!)
Lange Rede, kurzer Sinn.
Das war dann der Beginn meiner Erfahrungen mit einem Teil der Hermetik. Mein Onkel gab mir einige Übungen und wir sprachen hier und da auch über die Thematik.
Leider, leider war das Ganze nicht wirklich “Gold”, da mein Verhältnis zu ihm höchst ambivalent war.
Gut, ganz werde ich über die Thematik wohl nicht rum kommen… Sie gehört halt dazu.
Nun denn: Einige Jährchen davor (ich kann mich noch immer nicht an den genauen Zeitpunkt erinnern… Es verschwimmt einfach hinter Schleiern) hat dieser Mann mich (und wie ich später erfuhr etliche andere liebe Mädels auch) sexuell missbraucht.
Nein, ich sprach zu diesem Zeitpunkt mit niemandem darüber, weil er einen derartigen unantastbaren “Heilgen-Status” in unserer Familie hatte, dass mir niemals irgendwer geglaubt hätte, geschweige denn, das es irgendwelche ernsthaften Konsequenzen gegeben hätte außer einem “Dududu!-Sowas tut man aber nicht!”.
Ich versuchte zu verdrängen, zu vergessen… Und nach Möglichkeit nie mehr allein mit ihm zu sein… Aber er versuchte trotzdem immer und immer wieder Situationen zu generieren, in denen er sich mir annähern konnte. Sei es der (etwas längere) Kuss auf den Mund zur Begrüßung vor dem Gottedienst, sei es das er mich versuchte mit Taschengeld und Süßigkeiten mal zu einem Besuch zu locken, seien es seine Anspielungen auf meine Figur (das er es ja sehr möge, wenn Frauen “frauliche” Rundungen hätten) u.a. “Kleinigkeiten” …
Und er versuchte auch mein Interesse für Magie dafür zu missbrauchen…
Ich möchte hier (momentan) nicht genauer ins Detail gehen. – Aber es ging doch in seinen Vorstellungen (was wer mir auch in (“Liebes”-)Briefen schrieb, als ich für sechs Wochen nach einem missglückten Suizidversuch zu einer Kinderkur kam) ziemlich ans Eingemachte, und hatte Züge von dem, was ich heute wohl unter “Sexualmagie” verbuchen würde…
Wobei ich noch nicht mal wirklich denke, dass es da TATSÄCHLICH darum ging, sondern schlicht und ergreifend in erster Linie darum seine perversen pädophilen Vorstellungen und Neigungen ausleben zu können…

Wie dem auch sei… Es blieb jedenfalls bei einem sehr oberflächlichen Kontakt beim Thema “(hermetische) Magie”.

Der “erste Kontakt”
Ich kam dann auf die Idee, noch mal ein etwas intensiveres, mit bewusst herbei geführter Trance ein Ritual zu gestalten, um vielleicht mal einen direkten und intensiveren Kontakt mit den ägyptischen Göttern und Göttinnen herzustellen, so wie ich ihn vom JHWH kannte… Also machte ich eines Vollmondabends auf, mein kleines Schemelchen als Altar umzufunktieren, vor dem ich gut knien konnte, stellte Bilder von Isis und Osiris drauf, stellte Teelichter davor und machte ein Trankopfer mit Wasser bereit…

Joa… Und dann kniete ich mich in der typischen Libationshaltung nieder und fokussierte mich auf die Beiden.

Nun, um nicht völlig auszuschweifen… Der Kontakt, der sich dann einstellte war so intensiv, so aufwühlend und “erschreckend”… Das es mich dann erst Mal wieder für einige Jährchen in den (etwas extremern) christlichen Glauben trieb.
Wenn ich heute so darüber nachdenke, dann mag dieser “Schrecken” vielleicht damit zusammen hängen, das halt tatsächlich von jemand anderem als von JHWH eine Resonanz und eine Antwort kam.
Youtube und das Inet sind voll von ähnlichen Berichten, wo die Menschen sich wieder zum “wahren Glauben” bekehrten, weil sie plötzlich die Erfahrung machen (das ist jedenfalls meine Meinung aus meinem Erleben), dass sie Antwort(en) oder eine anders geartete Reaktion auf ihre Rituale erhalten. Berichte von “Schatten” und/oder anderen Erscheinungen sind da auch in vielen Variationen zu finden.

Ein weiterer Punkt, warum ich vermutlich auch diese “Flucht” in das Bekannte antrat lag vermutlich mit diversen “Geschichten” zusammen, die sich in meinem Leben ereigneten, auch wenn diese etwas vor diesem Ereignis lagen, und sich schlicht und ergreifend langsam und stetig akkumulierten.
Eben der sexuelle Missbrauch, dann Mobbing in der Schule, überfordert und, egal was ich tat, nie “richtig” und “genug seiend” fühlend, war alles dabei.
Wenn ich etwas “ungnädig” mit mir bin (oder ist es einfach nur “objektiv”?!), dann machte ich einige Zeit sowas ähnliches wie einen religiösen Eifer durch, und würde es heute auch als ein “Symptom” meiner posttraumatischen Belastungsstörung betrachten, die sich damals so nach und nach manifestierte.
Gut, es war eh normal, dass vieles von meinem christlichen Glauben, von meinem Bibelwissen usw. in meinen Alltag, in meine Schule usw. einfließen ließ.
Aber irgendwie bekam es bezüglich mir selbst alles ein etwas anderen Touch…
Nun, aber vielleicht werde ich davon mal ein anderes Mal berichten…

Und trotzdem… Die Göttin ließen mich nie wirklich los. Die “Unbekannte” (heute bezeichne ich Sie als “Adi-Shakti”, weil dieser Begriff einfach genau das wiederspiegelt, wie ich Sie erlebe…) begegnete mir immer öfter in meinen Träumen und in Mediationen, in Gesichten…
Vor vielen Jahren las ich mal einen Spruch, der Sinn gemäß beinhaltet, dass die Göttin, den oder die Sie einmal gerufen hat, nicht mehr loslässt. – Nun. So in etwa fühlt(e) es sich für mich an.
Nun, mein Interesse an anderen Religionen war seit meinem Erlebnis mit dem Alten Ägypten sehr, sehr stark. Ich verschlang alles, was mir so zu Alten und anderen Relgionen in die Finger viel.
Wie nun alles in der Reihenfolge verlief… ich kann es heute (leider) nicht mehr rekonstruieren. Diese “Amnesie” ist leider noch immer ein Überbleibsel des Traumas.-Und ob sich die vollständig aufheben wird… Ich weiss es nicht. Und ich habe manchmal Zweifel, ob ich das überhaupt möchte… Doch anderes Thema.

Es vergingen so einige Jahre, in denen ich immer mal wieder mit dem Thema Göttin, Gott, Magie, Hexerei etc. in Verbindung kam. Zwischen durch kam es sogar, das mir meine Ma von ihren eigenen Erfahrungen mit einer Freundin erzählte, und versuchte die “Schuld” für mein “okkultes Interesse” auch ein wenig darin zu suchen, das sie sich wohl mit diesen Dingen beschäftigte, als sie mit mir schwanger war…
Es kam bei den Gesprächen heraus, dass sie wohl (wenn ich das richtig in Erinnerung habe) Tischerücken gemacht hatten, und der Geist, den sie gerufen hatten, wohl nicht mehr “gebannt” werden konnte.
So verrückt, wie es klingt, aber es erklärte für mich zumindest so einiges, was ich in unserer damaligen Wohnung so wahrnahm und mich hier und da nicht ruhig schlafen oder allein zu Hause gelassen hatte…

Um mich wieder vorsichtig an das Thema “Göttin” (neben Gott *G*) heranzutasten, sah ich zu, dass ich mich damit auseinandersetzte, was es denn für “gute” Göttinnen gab.
Göttinnen, die mit Fruchtbarkeit, Leben, Liebe, Schutz, Freude, Musik, Tanz… Also allen Dingen in Zusammenhang standen, die so gern als “gut” und “erstrebenswert” erachtet wurden/werden, waren dann natürlich etwas, womit ich mich mit “gutem Gewissen” beschäftigen “durfte” (schließlich war es ja “gut” und “licht”und somit für mein Seelenheil ungefährlich), während ich
Göttinnen, die mit Tod, Krankheit, Krieg usw. in Zusammenhang standen mied, weil diese Dinge ja “böse” und “dämonisch” waren.
Ich traf das erste mal auf die Avalon-Romane von MZB, die mich, wie so viele, total verzauberten. Und mich in meinem tiefsten Inneren berührten.
Zumal ich das erste Mal Worte für das zu finden, was ich in den Jahren davor alles erlebt hatte.
Der heute in der Heiden”szene” immer wieder so heiß diskutierte Phrase “Alle Götter sind ein Gott, alle Göttinnen sind eine Göttin. Und zusammen sind Sie eins.” barg (und brigt) eine Wahrheit in sich, die so 100%ig mit meinem subjektiven Erleben des Göttlichen in Form von Göttin und Gott übereinstimmte, das ich fast davon schockiert war. Aber das wird noch ein eigenes Thema werden ;).

Da ich versuchte, mich auf der “Weißen”, also der “Guten Seite” aufzuhalten, suchte ich natürlich dann auch ganz gezielt danach. Traf dann auf die Bücher von Sandra und von Thea… die mich aber nie wirklich ganz überzeugten. Besonders nervte es mich an, dass man bei Thea immer wieder gezwungen ist, ihre Öle etc. pp. für die von ihr dargebotenen Rituale zu kaufen. Do it yourself.-“Dann weisst Du, was Du auch bekommst.” Das Gefühl hatte ich damals schon.

Nun, meine “Schlingerei” ging langsam zuende, als mein Opa 2001 verstarb.
Ich hatte da schon eine Weile keinen wirklich “festen” Bezug mehr zum christlichen Pfad als einen Weg, auf dem ich mich “heimisch” und wohl fühlte. Mit Opis Tod löste sich auch das Band, was mich damals noch eher (wohl auch aus Loyalität zu meinem Opi) an der Gemeinschaft hielt.

Ich wusste zwar noch nicht, wohin mich mein Weg bringen würde… Aber ich wusste, dass ich es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, weiter den Glauben an etwas vorzuspielen, das weder meinem Erleben entsprach, noch dem, was ich “sah” und vom Göttlichen “gezeigt” bekam.

Nun, aber wie es weiterging, könnt Ihr dann im nächsten Post lesen ;).

BB und LG

Siat

Einblicke in meine Glaubenskonzepte I-Der Anfang

Einführung-oder so

Ich hab lange darüber nachgedacht, ob ich zu diesem zugegeben sehr weitgefassten und sich durchaus im stetigen Wandel befindlichen Thema etwas schreiben sollte.
Die Gegenfragen sind: Warum nicht?”bzw. “Was sollte dagegen sprechen?”

Nun bisher hat mich wohl immer davon abhalten, etwas mehr von meinen persönlichen Sichtweisen, “Einsichten”, Erlebnissen und ja, vielleicht sowas wie “Weisheiten” preis zu geben, das in mir so ein reichlich beklemmender und behindernder Glaubenssatz die Oberhand hat(te), der mich von der Meinung und dem Ansehen der eigenen Person von anderen abhängig (ge) macht (habe).
Vielleicht ist daher dieses “Projekt” (wenn ich darüber nachdenke, eigentlich auch schon dieses gesamte Blog) auch so etwas wie eine Art “Konfrontations-Therapie” mit meinen damit verbundenen Ängsten und Befürchtungen (?).
Nun, eigentlich weiss ich eh, das ich keinen Einfluss darauf habe, was andere von mir denken und von mir halten. Ob sie mich (als abgehobene) Spinneren verurteilen und verlachen… Oder ob sie sich vielleicht sogar etwas wiedererkennen und mir zustimmen (können).-Umso spannender (und nerviger) ist es, wenn sich diese Zweifel doch immer wieder in meinen Alltag schleichen und ich mich dabei ertappe, das ich mir überlege, was dieses und jenes an Handlungen und/oder  Worten wohl für ein Bild auf mich wirft.
Grade und insbesondere, weil ja heute auch viele Arbeitgeber recht neugierig sind und sich im Internet auf die Suche nach ihren Angestellten machen, um herauszufinden, was sie so in den “Weiten des Web” so von sich geben, was sie für Sichtweisen und Meinungen haben… Und leider ist ja auch heute noch eines der großen Probleme in Deutschland, dass “Heide-Sein” gleich gesetzt wird mit “nicht ernstzunehmende Spinner_innen”.-Um es mal ganz stark vereinfacht darzustellen.
Vermutlich auch eines der Dinge, was es mir in vielerlei anderer Hinsicht auf meinem Weg schwer macht… Aber vielleicht schreibe ich darüber irgendwann später mal etwas…

Gut, aber das Thema “(limitierende) Glaubenssätze (=Denkmuster)” ist auch schon wieder ein völlig eigenständiges Thema.

“Am Anfang war das Wort”
Wie so viele bin ich in einer christlichen Familie aufgewachsen.
Meine Familie gehört dem Apostelamt Jesu Christi (kurz: AJC) an, dessen frühere Lehren mein spirituelles Leben und Erleben sehr stark geprägt haben. Eine der wesentlichen Lehraussagen des AJC ist (oder war, wie der jetztige Stand ist… da bin ich mir leider nicht so sicher, weil es in den letzten Jahren diverse Veränderungen gab…): “Die Gaben des Heiligen Geistes (1. Korinther 12) wirken auch in der Gegenwart.
Was die Gaben des Heiligen Geistes sind?

In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen.
Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit;
dem andern wird gegeben, zu reden von der Erkenntnis nach demselben Geist;
einem andern der Glaube in demselben Geist;
einem andern die Gabe gesund zu machen in demselben Geist;
einem andern, Wunder zu tun;
einem andern Weissagung;
einem andern, Geister zu unterscheiden;
einem andern mancherlei Sprachen;
einem andern, die Sprachen auszulegen.
Dies aber alles wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nachdem er will.
(1. Korinter 12, 7-11; Luth.Bibel 1970)

Jup, wenn man sich so überlegt… Alles Dinge, die man durchaus auch unter den Aspekten “magisch”, “energetisch (es Heilen)” o.ä. verbuchen kann.-Und die  hier und da (außerhalb des Christentums z.T.)  heute wie selbstverständlich als “teuflisch” oder “dämonisch” betrachtet werden…
Nun ja…
In meiner Familie sind vor allem die Gabe des Zweiten Gesichtes, der Weissagung und des Heilens (mein Opa nannte es immer “Heilende Hände”) sehr präsent und haben mich entsprechend, so lange ich denken kann, begleitet.
Daher ist es für mich an sich eigentlich nie eine Frage gewesen, das solche “Gaben und Kräfte” existieren und viel auch allein “durch den Glauben” möglich ist (“Wie du glaubst, so geschieht dir”, “alles ist möglich dem, der da glaubt” u.ä.)
An sich kann ich sagen, dass mein Aufwachsen, mein Glauben und meine Spiritualität schon von Anfang an von viel “Magie” und Mystik durchdrungen gewesen ist.

Ein ebenfalls sehr wesentlicher und wichtiger Punkt war die Glaubensaussage des AJC, dass der geistigen Auslegung der Bibel deutlichen Vorrang gegeben wurde, wie einer Wort getreuen Umsetzung derselbigen.
Mein Opa formulierte dies immer so: “Die Bibel ist ein seelisch-geistiges Buch, geschrieben für den inwendigen Menschen (die Seele).” oder wie die Bibel sagt: “Der Buchstabe tötet, der Geist ist´s der lebenig macht.”

Das weitere, was ich durch meinen Opa lernte war, dass Gott jedem Menschen unterschiedlich begegnen konnte. Einmal sagte er, dass wir zwar “Gott” sagten, aber das “Gott” eigentlich viel mehr sei, als ein männlicher Gott. Das schon das erste Gebot:”Du sollst Dir kein Bildnis machen” eigentlich seinen Grund darin hätte, das sich der Mensch damit selbst in seiner Vorstellung von Gott einschränkte, Ihm eine Gestalt, ein Aussehen zuspreche, das so nicht der “göttlichen Realität” entspräche, denn Gott sei weder männlich noch weiblich, und gleichzeitig könne er sehr wohl dem einen als “Vater”, dem anderen aber auch als “Mutter” erscheinen.
Ketzerische Gedanken für einen Christen, nicht wahr? 😉
Nun, mein Opa sprach zum einen sehr viel von seinem Erleben mit Gott.-Zum anderen (so empfinde ich es heute noch), war er einfach ein wundervolles Gefäß des Göttlichen, für das er sich in seiner Funktion als Priester als Gefäß zur Verfügung stellte.
“Damals”, d.h. als ich noch deutlich jünger war, und dem AJC angehörte, wurden die “dienenden Ämter” (neben dem Priester gabe es noch andere) als Gefäße betrachtet, die während des Gottesdienstes vom Heiligen Geist, vom Geist Gottest erfüllt wurden, und durch den der Heilige Geist (und durch die Trinität eben auch Gott selbst) sprach.
Von meinem heutigen Standpunkt aus betrachtet, würde ich (völlig ketzerisch 3:) ) behaupten, dass die damaligen Gottesdienste tatsächlich so etwas wie magische Riten waren.
Es begann damit, dass jeder vor Beginn des eigentlichen Gottesdienstes und bevor der Dienstleiter den Gottesdienstraum betrat, ein stilles Gebet machte, um sich auf den Gottesdienst einzustimmen. Mir wurde damals in meinem Religionsunterricht sogar noch beigebracht, dass wir auch dafür bitten sollten, dass das dienende Amt vom Heiligen Geist durchflutet und ein “wahres Gefäß der Göttlichen Gnade” werden würde.
Nach einem Eingangslied, während dem das diensthabende Amt den Gottesdienstraum betrat und seinen Platz hinter dem Altar einnahm, sprach das diensthabende Amt ein gemeinschaftliches Gebet.
Dies beinaltete neben Dank auch die Bitte um die “Anfüllung” mit dem Heiligen Geist und das der “goldene Ring der Altäre” in der Zeit des Gottesdienstes geschlossen sei, der Ring der Eintracht und der Verbundenheit, in dem Gottes Wirken sichtbar und erfahrbar werden sollte.
Ich kann mich gut daran erinnern, das mir sogar im Konfirmationsunterricht erzählt wurde, das es wichtig sei, eben auch solche Dinge zu visualisieren, angefangen von dem schützenden Ring der Einheit bis hin dazu, dass der Geist Gottes das dienstleistende Amt erfüllte… (Ein Schelm, wem Ähnlichkeiten dünken wollen würden zum “Kreisziehen” und “Invozieren”… *flöööt*)
Sehr spannend war, dass die “Anwesenheit Gottes” durch eine Weissagung bestätigt wurde.-War diese nicht oder nur unvollständig vorhanden, dann gab es (zumindest ist das meine Erfahrung) auch keine Weissagung durch ein anderes, anwesendes Amt (oder jemandem anderen, der/die diese Gabe besaß).

Interessanter Weise ging es sogar soweit, dass auch dem Altar und den darauf versammelten Dingen Symbolik zugesprochen wurde:

Ursprünglich war das Glas Wasser auf dem Altar, das dann eher zur kurzen Erfrischung des Dienstleiters wurde 😉 )
das Symbol des Wassers
die Kerzen standen für das Feuer,
die Bibel, das Wort, für die Luft,
die Blumen repäsentierten die Erde.

*g* Na? ^_^

Nun… Mittlerweile hat sich allerdings wohl sehr viel im AJC und dessen Schwestergemeinschaften getan.-Und vieles von dem, was “früher” gelehrt wurde, ist als “alter Zopf” abgeschnitten worden… Weswegen auch viele Gaben und Kräfte nach und nach verschwunden sind und “abgesprochen” werden.
Ich bedaure diese Entwicklung wirklich sehr, weil ich noch vor vielen Jahren auch gerne Menschen, die auf der Suche waren, und sich eher im christlichen Bereich orientieren wollten, diese Gemeinschaft empfohlen habe, weil sie sehr viel an Mystik und Gotteserleben in sich trug…
Der “Abfall”
Nun, auch wenn ich sehr viele, mich sehr tief berührende Erlebnisse mit dem Göttlichen innerhalb des AJC´s  hatte, so waren es grade DIESE, die mich nach und nach vom AJC entfernten.
Etwa gut zwei Jahre vor meiner Versiegelung (entspricht der evang. Konfirmation) hatte ich meine ersten sehr intensiven Erlebnisse mit “der Göttin”, später einen kleinen Zeitraum später (auch noch vor meiner Versiegelung) mit dem ägyptischen Pantheon, bei dem ich das aller erste Mal in meinem Leben das Gefühl hatte, “Zuhause angekommen” zu sein. Es war überwältigend!
Aber dann gab es einen kleinen Zwischenfall *g* bei dem ich mich so erschreckte, dass es mich ziemlich tief in die Arme des Christentums zurück verschlug, wo ich dann bis etwa zu meinem 17/18 Lebensjahr blieb… Auch wenn mich die Göttin nie wirklich völlig verließ.
Hinzu kam mein Interesse für Magie, das durch einen in Deutschland recht bekannten Grusel-Groschenroman geweckt wurde…

Mit etwa 18 Jahren begann dann eigentlich mein eigentlicher Rückzug. “Unsere” kleine Aufbaugemeinde in der mein Opa als Priester gedient hatte, war aufgelöst worden (schon einige Zeit davor) und wir gingen in eine andere Gemeinde, in der sich nach und nach eine immer größere Diskrepanz zwischen dem wie ich Gott erlebte und dem, was gepredigt wurde, auftat.
Mir stieß auch immer mehr dieser “Exklusivheits-Anspruch” des Christentums, der auch dort zu spüren war, auf. Denn genau das lief dem, was ich durch und mit dem Göttlichen erlebte einfach total entgegen.
Zumal ich mich auch ins Geheim wieder mit der Göttin befasste und mit Magie/Hexerei… Und erlebte immer wieder aufs Neue, dass sich vor mir weder ein Abgrund auftat, wenn ich den Gottesdienst besuchte, noch das mich ein Blitz erschlug… Oder auf irgendeine andere Weise von “Gott” gestraft wurde…
Als mein Opi starb kam der Zeitpunkt, an dem ich mich dann tatsächlich vermehrt vom AJC löste.
Ein Schlüsselerlebnis war dann ein Abendmahlsgottesdienst (ich weiss nicht mehr, obs ein Karfreitag war, oder Buß-und Bettag…) in dem ich da stand und es mir Hunde-elend ging, weil ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, weiter am Abendmahl teil zu nehmen.
Ich empfand es als verlogen, als unehrlich und respektlos vor dem christlichen Gott, mich “nur zum Gefallen” und “um nicht aufzufallen” nach vorn an den Altar zu gehen und am Gottesdienst teil zu haben…
Es war ein so heftiger Zwiespalt, der mich das erste Mal in meinem bisherigen Leben nicht am Abendmahl teilnehmen ließ.-Und mich dann auch noch reichlich in Erklärungsnot da stehen ließ XD. *hüst*

Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich dann entscheiden musste, wohin ich gehörte… Und der dann den Beginn meiner Reise erst so richtig einläutete, und an deren Ende ich noch immer nicht wirklich angekommen bin ;).

LG&BB
Siat

Reden wir einmal über Verantwortung

Eigentlich schwebte mir das Thema “Verantwortung” für den Buchstaben “V” vor *G*, aber das Thema spukt mir jetzt schon (wieder) seit einigen Tagen im Kopf herum, da es im Zusammenhang mit der Frage, was (wenn überhaupt) spirituelle Entwicklung kosten darf auftauchtauchte. Diese Frage wurde im Pan angestoßen und führte dann (zwangsweise ?) zum einen zu einer Art “wer hat Schuld, wenn wenn ein_e Unbedarfte_r (vielleicht noch psychisch instabile_r) Suchende_r in die Fängen eines missbräuchlichen Gurus gerät”-Diskussion , zum anderen aber auch dazu, dass Betroffene glaubten, sich in eine “selbst Schuld, dass Du so blöd warst, Dich mit einem Guru eingelassen zu haben”-Ecke gestellt zu sehen.

Spiritualität, die Suche nach der einer spirituellen Heimat, das Bedürfnis eine Religion, eine Weltanschauung oder einen anderen spirituellen Pfad zu finden, der einen inneren Frieden, innere Ausgeglichenheit und ja, sowas wie die Befriedigung der spirituellen Bedürfnisse gibt, sind schon recht delikate Themen, weil sie das Innerste eines jeden Menschen berühren (können).
Und die extrem breitgefächerten Themenbereiche des (spirituellen) Lernens, Lehrens und der damit verbundenen Thematik der Verantwortung gleichen dementsprechend einem emotionalen Minenfeld.-Zumindest entspricht dies meiner Wahrnehmung ;).

Trotzdem find ich, dass es wichtig ist, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen und darüber zu sprechen.

Von Suchenden und Bauernfängern
Hört man sich in der “Szene” so um, so gibt es mindestens genauso zahlreiche Menschen, die mit (spirituellen) Seminaren, Gemeinschaften (Coven, Logen, Orden… die Auswahl ist riesig) und/oder sonstigen Angeboten positve und für sie weiter führende Erfahrungen gesammelt haben wie jene, deren Erfahrungen zum Teil so schlimm waren, dass sie tief erschütternde Traumen erlebten., weil ihre Suche sie in psychische Abhängigkeit, körperlichen und seelischen Missbrauch und/oder an den Rand ihrer Existenz gebracht hat, weil sie auf Menschen/Gemeinschaften gestoßen sind, die ihre Notlage, ihre Selbstfindungskrise, o.ä. auszunutzen wussten.


Die Schuldfrage

Sowohl die Mehrheit derjeniger, die auf die eine oder andere Weise mit Opfern konfrontiert sind, als auch der Opfer neigen dazu nach “Schuld” zu suchen. Ein völlig ligitimer und normaler Vorgang, wie ich finde. Grade dann, wenn man beginnt, sich mit den Vorgängen auseinander zu setzen und dies zu Verarbeiten.

Allerdings bin ich (mittlerweile) der Meinung, dass dieses “Schuldsuchen/Schuldzuweisen” mit einer gewissen Vorsicht zu genießen und nicht wirklich Zielführend ist.
Um kurz deutlich zu machen, was ich unter “Zielführend” verstehe: Die psychische Gesundung/Heilung der-oder desjenigen, die/der physische und/oder psychischen Missbrauch und/oder Misshandlungen durch einen Pseudo-Guru*  erlebt hat.

Schuldzuweisungen sind schnell gemacht.- Vor allen Dingen weil sie sehr einfach sind. Allerdings führt dies meiner Meinung nach in der Regel aber eher dazu, dass man den WIRKLICHEN Ursachen und Gründe, warum man für einen Pseudo-Guru empfänglich war/ist, für bestimmte Angebote empfänglich war/ist usw. gar nicht erst auf den Grund geht, sich diese ansieht.
Das gesamte “Geschehen” um “böser Guru”-“armes Opfer” halte ich persönlich als deutlich komplexer und komplizierter, als die Annahme, das der “Meister” quasi grade zu nur mit dem Finger schnippen braucht, damit im seine Opfer *schnipp* in die Falle gehen.

Opfer-Prädisposition?!
Nachdem ich mich gezwungener Maßen aus eigener Betroffenheit über einen längeren Zeitraum sowohl mit mir selbst als auch mit  (m)einer Therapeutin mit diesen Themen auseinander gesetzt habe, bin ich zu der Ansicht gekommen, dass es auf der einen Seite tatsächlich Menschen gibt, die soetwas wie “optimale Opfer” sind und eben andere, die gegenüber vermeitlicher “Gurus” unempfindlich sind.

Ich bin der Ansicht, dass ein Menschen, der Opfer eines Pseudo-Gurus wird, schon vorher seine Probleme hat.
Diese können bewusst oder vollkommen unterbewusst sein, und müssen sich noch nicht mal zwangsweise in einer tatsächlichen psychischen Erkrankung oder auf eine andere Art limitierend im Leben äußern (Menschen z.B. mit einer ausgeprägten Manie, einem ausgeprägten Helfersyndrom oder dem drängenden Bedürfnis nach Liebe und Harmonie fühlen sich nicht zwangsweise “krank”, in ihrer Lebensqualität eingeschränkt oder unglücklich! Oder kämen gar auf die Idee, das sie vielleicht “ein Problem” haben könnten).

Und dennoch können diverse Glaubens-(dh. Denk-) und Verhaltensmuster vorhanden sein, die sich bei genaueren (und ehrlichen!) Betrachtung problematisch auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche, auf das eigene Selbst, die Wahrnehmung usw. usf. beziehen können.
Vielfältiger Faktoren (Erziehung, (vorherige) Religion, Traumata, (unerfüllte) Sehnsüchte und Wünsche usw. usf.) im Leben eines Menschen können ihn, so ist meine derzeitige Ansicht, besonders anfällig für diverse (Heils)Versprechen, Weltanschauungen, Informationen u.ä. machen.
Im Gegensatz dazu stehen anderen Menschen, die in sich gefestigt sind, wissen, wo sie stehen und wo sie hinwollen und sich daher nicht so leicht die eigene Wahrnehmung, (inneren) Wahrheiten, Standpunkte etc. absprechen und nehmen lassen.

Ein “perfektes Opfer” ist nicht einfach nur “ein_e Suchende_r”, sondern es sind meiner Meung nach besonders Mensch, der in sich (bewusst oder unbewusst) instabil ist.
Menschen, denen es an Selbstwert, Selbstliebe und Verständnis für sich selbst und die eigenen Bedürnisse mangelt.
Menschen, die sich davon abhängig machen was andere (z.B. von ihnen) denken.-Wobei es auch hierbei Gründe gibt, die auf den ersten Blick gar nicht so ersichtlich sind.
Menschen, die es nie gelernt haben/nie lernen konnten (z.B. auf Grund einer überbeschützenden Bezugsperson (muss ja nicht immer die Mutter sein)) selbstständig und selbstverantwortlich zu sein.
Menschen, die ganz typisch in das Bild des Co-Abhängigen gehören, denen Harmonie und das “Wohl des anderen” über alles andere gehen.
Menschen, die in Lebenskrisen stecken (die ja auch oft mit Selbstwert, Selbsterkenntnis, den EIGENEN (egoistischen) Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten zusammen hängen) usw. usf..

Auf der Suche zu sein bedeutet dagegen für mich nicht zwangsläufig, das der-oder diejenige eine Art “Prädisposition” besitzt, einem Pseudo-Guru auf dem Leim zu gehen. Das dies aber nicht der Fall ist, wird eben durch viele andere Beispiele widerlegt.

Der “passende” Guru
Ich persönlich halte es für möglich, dass jede_r “seinen/ihren Meister” hat, der ein Gespür dafür für die tiefesten inneren (oft auch verborgenen) Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse hat, und an dem es ihm (oder ihr) möglich ist/sein wird einen “zu bekommen”.Die Frage ist lediglich, ob uns unser Meister je über den Weg läuft.

Für mich steht außer Frage, dass ein Pseudo-Guru, der seine “Macht” über einen Suchenden/Interessierten missbraucht, selbst seine (psychischen) Defizite hat. Seien sie der Natur, dass er darüber seinen Selbstwert aufpoliert, oder er von der Aufmerksamkeit des anderen zehrt… Oder schlicht und ergreifend andere seiner/ihre eigenen (physischen und psychischen)  Bedürfnisse befriedigt.  Vielleicht hat er/sie aber auch selbst Missbrauch und Misshandlungen erlebt und wird (weil er/sie es nicht verarbeitet und verdrängt hat) selbst vom Opfer zum Täter. Auch hier sind der Möglichkeiten viele.

Ohne Pseudo-Gurus auf einen Sockel heben zu wollen, denke ich, dass sie eine Art “Antenne” oder einfach ein sehr feines Gefühl dafür haben, sehr schnell heraus zu finden wo und wie sie einen Suchenden/Interessierten “kriegen” können. Wie die ganzen Mechanismen funktionieren *G* ist schon wieder ein völlig anderes Thema und sprengt diesen Rahmen. Wer sich aber näher dafür interessiert, dem sei nahe gelegt, sich mit den Mechanismen rund um die Themengebiete “(psychologische) Glaubenssätze”, “Co-Abhängigkeit”, “Ego-States” und auch “Trauma” (um nur einige zu nennen) auseinander zu setzen.
Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass es Pseudo-Gurus gibt, die ganz bewusst ihre Opfer manipulieren, ganz bewusst und gezielt Techniken (z.B. NLP) benutzen, um ihre Ziele zu erreichen (natürlich rein zum “Wohl” des anderen. Versteht sich, gell? 😉 ). Wieder andere ist es (vermutlich) nicht einmal bewusst, wie manipulativ sie sind und was sie anrichten.
Welche “Sorte” ich schlimmer finden soll, welche mir mehr “Magengrummeln” bereitet… Da bin ich mir ehrlich gesagt, selbst nicht ganz einig…
Vom Topf und seinem passenden Deckel
Treffen jetzt zwei dieser Menschen aufeinander, kann sich ein Abhängigkeits-und/oder Missbrauchsverhältnis entwickeln, das (wie ich meine) auf Gegenseitigkeit beruht.
Der Pseudo-Guru wird sich das Opfer suchen, welches am ehesten seinen Bedürfnissen entsprich, seine Bedürfnisse befriedigen und dem er im Gegenzug verkaufen kann, dass es seine Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte (nur) bei ihm befriedigen kann.

Das wird in etwa so lange “gut” gehen, bis einer von den beiden Seiten merkt, dass das Erhoffe eben doch nicht vorhanden ist, die Versprechen nicht gehalten werden (können)…o.ä. Sich also nach und nach soetwas wie Ernüchterung einstellt.
Was jetzt aus dieser Ernüchterung entsteht (ob man sich trennt oder ob man zusammenbleibt)… nun, auch da spielen ganz unterschiedliche Faktoren (einschließlich der persönlichen Kompetenzen, der seelischen Stabilität und den Bedürfnissen, aber auch das soziale Umfeld) eine Rolle.
Von der Verantwortung für sich selbst-und für andere
Immer, wenn es um höchst emotionale Themen geht, bei denen es darum geht, das Menschen geschädigt worden sind, kommt es immer wieder vor, das eine gewisse Objektivität verloren geht.-Was meiner Meinung nach auch all zu verständlich ist.
Ich weiss, dass ich ein heißes Eisen in die Hand nehme, wenn ich jetzt zu den eigentlichen Punkten komme.
Die Problematik, die ich durchaus sehe ist die, dass es durchaus Menschen gibt, die nie die Chance hatten in frühen Jahren (d.h. in der Kindheit oder in der Jugend) die Verantwortung für das eigene Leben, für das eigene Tun, Lassen und für die eigenen Worte zu übernehmen.
Es gibt in der Tat Menschen, die in Verhältnissen aufwuchsen, die es für sie völlig normal machen, sich das eigene Leben, das eigene Denken und Handeln von anderen diktieren zu lassen.
Für die es normal ist, gelebt zu werden, statt selbst zu leben.
Und dennoch:
Die Verantwortung, die meiner Meinung nach jeder erwachsene Mensch für sich hat, ist zu hinterfragen. – Ob er diese Verantwortung wahr nimmt (ja sogar wahr nehmen kann) oder nicht. Ist letztlich eine Frage der Entscheidung, bzw. auch des Vermögens, Entscheidungen treffen zu können.

Zu dem Selbst-Verantwortung übernehmen gehört letztlich meiner Meinung nach auch, das man sein Unvermögen anerkennt, Entscheidungen nicht getroffen zu haben bzw. nicht die Möglichkeit oder besser, die Fähigkeit (denn auch das Treffen von Entscheidungen muss gelernt werden!) gehabt zu haben, Entscheidungen für sich selbst treffen zu können.

Ich empfinde es bei all den z.T. höchst einseitigen und einseitig Schuld zuweisenden Diskussionen wichtig, dass das Augenmerk auch einmal darauf gerichtet wird, das JEDER Mensch seine ganz eigene Verantwortung, seine eigene Lebens-Verpflichtung hat, die ihm von niemandem abgenommen werden kann.
Jeder von uns fällt in jeder Minute seine Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen, ob uns das bewusst ist, oder auch nicht.
Schreibe ich einen Blogeintrag über das, was mir wiederfahren ist?-Oder tu ich es nicht? Mach ich mir jetzt noch eine Tasse Kaffee? Oder doch nicht?…
Geb ich dem Schmuse-Einforderungen unsres Katerchens nach? Oder vielleicht eher nicht?…
Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem wir keine bewussten oder unbewussten Entscheidungen treffen.

Der nächste Punkt, den ich als genauso wichtig empfinde ist, dass wir, wie bereits ansprach, von den “Schuldzuweisungen” wegkommen.
Es gibt (für mich) keine Schuld.
Was es sehr wohl gibt sind Zusammenspiele von Verhaltens- und Denkmustern, sei es von den einzelnen Individuen aber auch von Gemeinschaften, der Gesellschaft, innerhalb von Familien … usw. usf.
Das sind z.T. hochkomplizierte “Gebilde”, “Verflechtungen” usw. denen man mit einer reinen Schuldzuweisung meiner Meinung nach nicht gerecht wird.
Sicher, Schuldzuweiseungen vereinfachen vieles, auch den Umgang und z.T. auch die Verarbeitung.-Allerdings verleitet dies (meiner Meinung nach) eben auch sehr dazu, nur auf den anderen zu zeigen statt sich auch mit sich selbst, den eigenen Denk-und Verhaltensmustern, der eigenen Abhängigkeit von der Meinung und dem Denken anderer usw. usf. auseinander zu setzen.
Oder um es anders auszudrücken “Was siehest Du den Splitter im Auge Deines Bruders und wirst doch nicht gewahr des Balkens in Deinem eigenen?”!
Denn mit der Schuldzuweisung zu anderen können wir uns nämlich auch wunderbar von Selbstvorwürfen, dem eigenen Schmerz und nicht zu vergessen auch von den eigenen Schatten ablenken. – Um dies mal ganz stark zu vereinfachen.

 

Was kennzeichnet eine “echten” Guru?!
Ich beantworte für mich die Frage unter anderem (!) damit, dass ein “echter” Guru/Seminarleiter/sonstiges.. zum einen Mal seine seine eigenen Schwächen und Schatten kennt und er mit ihnen arbeitet.
Und ich sehe die Verantwortung eines “echten” Gurus durchaus darin, das er fähig ist zu erkennen, wenn der/die Interessent/in Tendenzen zu psychischen “Defiziten” hat, bzw. wenn er/sie dazu neigt, alles unhinterfragt als “Göttliches Wort” hinzunehmen und ihn als “Meister” überhöht.
Ein weiterer Punkt ist, dass ein “echter” Guru einen Menschen zur Selbst-Verantwortung anhält und diesen darin unterstützt, diese (falls er oder sie diese Fähigkeit (noch) nicht besitzt) Kompetenz zu erwerben.-Ggf. mit professioneller Unterstützung!
Und ich empfinde es als Pflicht für einen solchen Guru, das er oder sie einem solchen mit psychischen und sozialen Auffälligkeiten,  dann nicht nur nahe legt, sich professionelle Hilfe zu suchen, sondern ihn oder sie darin ermutigt und unterstützt.-Soweit dies natürlich im Vermögen des Gurus selbst ist.
Als besonders wichtig empfinde ich vor allen Dingen auch, dass er oder sie seine/ihre eigenen Grenzen der Möglichkeiten anerkennt und diese mit dem Interessenten kommuniziert.
Und dazu gehört meiner Meinung nach auch, dass der Guru/Seminarleiter… what ever u. U. die “Ausbildung” dieser Person abbricht, wenn klar ist, dass die Folgen unabsehbar, unkontrollierbar oder gar die Person gefährdend sind.
Ein Guru/Lehrer/Seminarleiter… hat auch nur begrenzte Kapazitäten, schließlich ist er/sie auch ein Mensch. Und auch er/sie hat eben nicht nur die Verantwortung für seinen/ihren Schüler, sondern auch für sich selbst!

Ein Fazit?!
Puh, ein Fazit zu ziehen empfinde ich bei diesem Thema, bei dem es noch viel zu sagen gäbe, als recht schwierig.
Wenn es um die eigene (spirituelle) Weiterentwicklung geht, ist wohl einer der wichtigsten Schritte die Erkenntis, das kein anderer für uns und unser “Seelenheit” verantwortlich ist, als wir selbst.
Uns nach einem (spirituellen) Lehrer/Begleiter umzusehen befreit uns nicht von dieser Verpflichtung und Verantwortung. Im Gegenteil.-Auch da sind wir immer wieder dazu angehalten, zu überprüfen und zu hinterfragen.
Ein “echter” Lehrer sollte uns auf dem Weg zur eigenen Selbstbestimmtheit unterstützen.-Nicht limitieren.

LG
Siat

*Ich spreche von Pseudo-Gurus, weil “Guru” in Sanskrit nix andres bedeutet als “Lehrer”  und es in der östlichen Spiritualität/Religion eben schlicht und ergreifend ein Titel für diejenigen ist, die das Wissen der entsprechenden Pfade weitergeben.