Archiv der Kategorie: Persönliches

Handarbeits-“Zauberei”

Ich habe heute mit einem neuen Stickprojekt begonnen: Einem Haussegen für meine Oma.
Nachdem ihr altes Bildchen mit dem Haussegen im Feuer verbrannt ist, möcht ich ihn ihr als Stickbild schenken.

Warum Handarbeits-“Zauberei”?
Nun, für mich ist (bestimmte) Handarbeit nicht nur einfach “Handarbeit”. Sicher kann sie “profan” und “nebenher” sein. Aber sie “kann” auch anders.

In vielen Kulturen standen Handarbeiten mit einer (oder mehrerer) Göttin(nen) in Verbindung. Besonders deutlich ist das in Hinblick auf die Spinnerei und Weberei.

Es gibt unzählige Mythen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen, die davon erzählen, wie das Leben und Schicksal der Menschen durch Göttin´ Hand versponnen und zu (unserem) Gewebe verwoben werden.

Nicht zu letzt gibt es auch hier und da in Mythen und Sagen, aber auch moderneren Erzählungen immer wieder Geschichten über magische Umhänge, Schwertscheiden, (Tarn)Kappen und ähnliches, die ja letztlich auch von irgendjemandem “gewirkt” wurden.

Ich handarbeite sehr gern.- Wenn auch leider viel zu selten.
Am Liebsten spinne, häkel und sticke ich. Und alle drei nutze ich hier und da immer wieder ganz gerne auch “magisch”.

Wie das funktioniert?
Nun, da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.
Sehr gern nutze ich bestimmte Mantren oder Chants, die ich während der Arbeit singe oder gedanklich rezitiere.
Hinzu kommt natürlich auch die Visualisation.

Je nachdem, welchen Sinn und Zweck die Arbeit erfüllen soll, können natürlich auch verschiedene Dinge mit eingearbeitet werden, wie z.B.  (Edelstein)Perlen in eine Stickerei oder Haar in das Garn, was man spinnt.
Da ist natürlich schon etwas Kreativität gefragt ;).

Schließlich ist es dann am Ende noch möglich, die fertige Arbeit in einem kleinen Ritual zu “ermächtigen”/”weihen”/”energetisieren” (welchen Begriff man da auch immer verwenden mag) und dann seinem Verwendungszweck zuzuführen.

Verwendungsmöglichkeiten?!
Nun, derer sind unsagbar viele. Auch da ist halt zum einen erst mal die Frage, um was für eine Arbeit es sich handelt und zu welchen Zweck sie gedacht war.

Ein Garn kann z.B. für das Wirken bestimmter (Knoten)Zauber verwendet werden. Man kann aber auch ein Garn wirken, um daraus wiederum einen Ritualgegenstand herzustellen. Angefangen bei der Verzierung der eigenen Robe, bis hin zur Herstellung von Puppen, Kräutersäckchen, Aufbewahrungsbeuteln/Taschen von Ritualgegenständen… Lass da einfach Deine Phantasie spielen.

Was das Sticken und das Häkeln betrifft, da ist es von vornherein (wie ich finde) wichtig zu wissen, was man jetzt tun möchte.-Und sich dann darauf einstimmt.Möchte ich (wie in meinem Fall) einen Segen für jemanden wirken, der (göttlichen) Schutz und Beistand “beschwört”, so wäre es reichtlich kontra-produktiv, wenn ich da mit Groll, Wut, oder welcher Art negativer oder gar “zerstörerischer” Gedanken auch immer, an die Arbeit ginge.
Es gehören für mich meine liebevollen Gedanken dazu, all meine guten Wünsche und natürlich auch entsprechende Visualisierungen dessen, was der Zweck des kleinen “Stick-Zaubers” sein soll.
Für mich gehört ebenfalls dazu, dass ich entsprechende Segnungen formuliere und diese während des Stickens immer mal wieder ausspreche und so in die Arbeit “einwebe”.
Was ebenfalls für mich nicht fehlen darf ist auch einen entsprechenden Einbezug der Wesenheit(en), die für die entsprechende Person wichtig ist.

Wenn ich einen Handarbeits-Zauber für ander wirke, dann empfinde ich es persönlich wichtig, das dieser Zauber auch Dinge enthält, zu denen der Mensch eine Verbindung hat, die ihn ansprechen und die auch für ihn eine Bedeutung haben.Sicher, was man magisch (für andere) wirkt, be-wirkt natürlich auch was. Aber ich halte es da zusätzlich noch etwas mit dem Thema der “sich selbst erfüllenden Prophezeihung” ;):
Die eigenen Gedanken verstärken (oder vermindern) eben schon auch den Einfluss. -Oder um es noch mal anders auszudrücken: “Wie Du glaubst, so geschieht Dir.”

Ich persönlich halte nicht viel davon, im Leben und sein von anderen herum zu zaubern, und dann halt einfach zu gucken, was passiert.
Jeder hat zu Veränderungen in seinem Leben seinen Teil beizutragen. Den anderen dabei zu unterstützen, das er seinen Weg selbstständig und aus eigener Kraft geht und die Veränderungen, die für ihn wichtig und zuträglich sind, SELBST zu unterstützen, empfinde ich als wesentlich sinnvoller und wirksamer.
Aus diesem Grunde nutze ich dann eben auch die Symbole, die für den anderen ausschlaggebend und hilfreich sind, weil sich diese von meinen eigenen durchaus unterscheiden können.

Wenn Du daher selbst einen Handarbeits-Zauber, wie z.B. einen Haussegen wirken willst, dann überlege Dir die Symbolik und die Worte dabei genau.
Schließlich ist es kontraproduktiv, wenn der-oder diejenige, die ihn erhält mit Ablehnung darauf reagiert, bzw. so gar nichts damit anfangen kann. 😉

Wenn Du z.B. wie ich, Deiner christlichen Oma einen solchen Segen zum Geschenk machen möchtest, dann wird sie vermutlich herzlich wenig damit anfangen können, wenn dieser den Gehörten und die Göttin anruft ;).Mit Glück, wird sie ihn zwar freundlich lächelnd annehmen, aber ob sie ihn aufhängt und zulässt, dass das, was Du mit hineingewirkt hast tatsächlich wirk-sam wird,  steht dann allerdings auf einem völlig anderen Blatt.

So arbeiten und das andere hinein-wirken?
Manchen mag sich vielleicht die Frage aufdrängen, ob man nicht z.B. christliche Symbolik verwenden und halt dann doch den Segen von Göttin und Gott hineinwirken kann.
Nun, ich werde mich hier nicht dafür oder dagegen aussprechen oder sagen: “Sowas geht überhaupt nicht!”
Ich weiss, das viele Heiden aus den unterschiedlichsten Gründen ein “Problem” mit “dem” Christentum und “dem” christlichen Gott haben. Auf mich persönlich trifft das allerdings nicht zu, so dass ich da für mich keine Schwierigkeiten habe.
Aber von mir auf andere zu schließen, geht da eben auch nicht.
Letztlich würde ich da jeder/jedem raten auf ihr/sein Gefühl zu hören, bzw. ggf. seine Götter, Göttinnen und begleitenden Geister (so sie oder er welche haben) um Rat zu fragen.

Natürlich gibt es auch innerhalb der heidnischen Szene dann auch diejenigen, die jetzt aufschreien und sagen, dass es so starke Interferenzen zwischen den Energien der verwendeten Symbole und den “Anrufungen” gibt, dass man davon die Finger zu lassen habe und so eine “wilde Mischung” auf gar keinen Fall tun sollte.
Ich bin kein Fan von Schwarz-Weiss-Denken, schon gar nicht in Bezug auf Magie und Spiritualität/Religion. Es gib für mich kein “richtig” oder “falsch”, sondern ausschließlich ein “anders”.
Was sich für mich als “richtig” und “gut” erweist, muss es noch lange nicht für einen anderen sein ;).
Aus diesem Grund mein Rat: “Hör auf Dein Gefühl und auf den Rat derer, die Dich begleiten.”
Damit wirst Du, meiner persönlichen Meinung nach, immer am besten Fahren, egal was andere Dir einreden mögen.

Wenn Du eine “Kombi” ausprobieren möchtest, und Du hast ein positives Gefühl dabei, dann tu es.
Hast Du dagegen irgendwelche Vorbehalte, dann finde heraus, worin sich diese Begründen und ob sich diese beseitigen lassen.
Hast Du ein gänzlich negatives Gefühl, dann versuch auch da vielleicht erst mal herauszufinden, worauf sich dies begründet. Vielleicht lässt sich das ja lösen? Sollte das nicht der Fall sein, dann würde ich Dir schon an Herz legen, es sein zu lassen.
Das was Du vorhast soll ja für den jenigen, der es erhält schließlich “zum Segen gereichen”. Wenn Dich dabei allerdings ein ungutes Gefühl oder gar ein “schlechtes Gewissen” plagt, wirst Du von Deinen guten Vorsätzen nicht viel erreichen. Zumindest meiner Meinung nach, denn wie heißt es so schön:

“Energie folgt der Aufmerksamkeit!” 😉

Achtsames Arbeiten
Zuletzt sei noch auf eine Sache hingewiesen:
Dem achtsamen Arbeiten.
Denkt daran, dass Ihr, wie bei jeder magisch-religiösen/spirituellen “Arbeit” nicht nur einfach hier auf dieser Ebene wirkt in dem Ihr da etwas schönes an Handarbeit verrichtet, sondern dabei seid, etwas aus “göttlichen” Ebenen/Sphären (oder wie immer Ihr dies nennen mögt) hier in der materiellen Welt zu manifestieren.

Wenn man nicht grade zu den absoluten Perfektionisten zählt, so neigt man vielleicht doch schnell dazu, nicht ganz so konzentriert und “sauber” zu arbeiten.
Bei “profanen” Dingen lasse ich in manchen Dingen auch gern mal alle fünfe grade sein ich achte zwar schon darauf, dass sich z.B. bei einer Stickerei keine Knötchen bilden oder sich die Fäden zu stark verheddern, aber ich bekomme auch nicht gleich die Krise, wenn ich später feststelle, das mir doch ein oder zwei Knötchen im Faden dazwischen gekommen sind.

Bei “magischer Handarbeit” seh ich das (für mich persönlich) jedoch etwas “strenger” und arbeite da mit besonders viel Sorgfalt und mit besonderer Achtsamkeit.
Knötchen, Fadengewirre usw. die während der Arbeit unbewusst gebildet werden, können z.B. auf ungewollte Weise unerwünschte Gefühle oder Gedanken an und in unsere Arbeit binden. Ggf. entfalten sie dann in der Form ihre Wirkung, in dem sie das eigentlich Gewollte schlicht blockieren oder unwirksam machen, oder sie können sich statt dessen manifestieren oder sich auf andere Weise bemerkbar machen.

Um diesen entgegen zu wirken, ist es meiner Erfahrung nach sinnvoll sich mit einer besonderen Hingabe und in einer Zeit dieser Arbeit zu widmen, in der man die größtmögliche Konzentration und Sorgfalt aufbringen kann.

Letztlich ist es wie mit allen Ritualen:
Es sollte die Zeit, der Ort, aber auch die eigene Verfassung stimmen. Letzteres empfinde ich als besonders wichtig, weil sie (für mich) in direkten Zusammenhang mit der Fähigkeit steht, sich zusammeln, zu zentrieren, sich auf etwas zu fokussieren und entsprechend “Energien” zu lenken.

Um diesen langen Artikel noch mal kurz zusammen zufassen:
Handarbeiten, besonders das Spinnen und Weben ist den meisten (alten) Kulturen und ihren Mythologien nicht nur als eine profane Aktivät der Stoffherstellung gesehen worden, sondern vielmehr als ein magisch-kreativer und heiliger Akt, mit dem die Schöpfung, ja die Schicksale von Menschen und Göttern gesponnen und verwoben wurden.
Nicht zu Letzt treffen wir in Sagen, Mythen oder auch Märchen und Erzählungen auf magische (bestickte) Umhänge, Kappen und ähnliches.
Ich persönlich halte die “Magie der Handarbeit” für ziemlich alt, aber das ist meine persönliche Meinung.

Um Handarbeits-Zauber zu wirken, gibt es die unterschiedlichsten Formen. Z.B. Spinnen, Weben oder auch das Häkeln und Sticken.
Was man alles so anstellen kann… Das reicht von Ritualgewändern über Bestickungen für die Behältnisse von Ritualgegenständen hin zu (gestickten) Haussegen, Amuletten und ähnlichem.

Auch wenn Handarbeiten so einfach wirken (und mit etwas Übung auch sind), so ist, meiner Meinung nach, auch eine gewisse Sorgfalt und Achtsamkeit bei der Arbeit unerlässlich.
Unachtsam eingewirkte Knoten, Verfilzungen, Fadengewirr oder ähnliches können ggf. zu unerwünschten Nebeneffekten führen oder dazu führen, dass der gewirkte Zauber unwirksam bleibt.

LG&BB
Siat

A wie … Authentizität

Als authentisch gilt ein […] Inhalt, wenn beide Aspekte der Wahrnehmung, unmittelbarer Schein und eigentliches Sein, in Übereinstimmung befunden werden. Die Scheidung des Authentischen vom vermeintlich Echten oder Gefälschten kann als spezifisch menschliche Form der Welt- und Selbsterkenntnis gelten.
[…]
Angewendet auf Personen bedeutet Authentizität, dass das Handeln einer Person nicht durch äußere Einflüsse bestimmt wird, sondern in der Person selbst begründet liegt.

   Quelle: Wikipedia

Ein Begriff, der interessanter Weise immer wieder im Zusammenhang mit dem (Neo)Paganismus/Heidentum auftritt ist der Begriff der Authentizität.

In der Regel ist er, meiner Meinung nach, mit dem Bedürfnis verwoben, dem eigenen (heidnischen) spirituellen Pfad (s)eine Art „Daseinsberechtigung“ zu geben.
Dabei wird  vor allem der Blick und die Energie in aller erster Linie daraufhin verwandt, die eigenen religiösen wie magischen Praktiken  möglichst „orginal“ und „rein“ zu halten und so zu gestalten, wie es diejenigen getan haben (könnten), die vormals diesen Glauben und diese Religion praktizierten.

Sowohl auf Grund des Bedürfnisses nach „Echtheit“ als auch dem Bedürfnis der Menschen, einem Weg zu folgen, der auf Grund von Schriften, Funden, o.ä. nachweisbar ist, entstanden/entstehen rekonstruktionistische Gruppierungen.
Diese versuchen auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Befunden (einschließlich erhaltener Überlieferungen) eine neue (alte) Tradition ins Leben zu rufen, die auf alten Glaubens-und Religionsvorstellungen beruht, aber in der heutigen Zeit leb-und praktizierbar ist. Als Beispiel sei hier das Celtic-Recon (CR) oder das Kemetische (altägyptische) Recon genannt.

Neben diesen stehen diverse neuheidnische Traditionen (der Einfachheit im weiteren “Trads” genannt), die darüber hinaus ebenfalls für sich in Anspruch nehmen, aufgrund diverser Quellen “authentisch(er)” zu sein als andere, wie z.B. (Teile) des British Traditional Wicca (BTW).

Warum das Thema Authentizität zum Buchstaben “A” und als ein Thema für das Blog?
Ich beobachte in den letzten Jahren immer wieder, wie Recons und Trads gerne auf diejenigen herabschauen, zeitweilig auch “eindreschen”, die einen Pfad gehen, den sie sich selber entwerfen.
Die sich Ausprobieren (müssen, weil kein anderer da) und die in ihre religiös-spirituelle Praxis das aufnehmen, von denen ihnen ihre Erfahrung sagt, dass es für sie richtig und gut ist.
Daraus entstehen dann Wege, die ein Konglomerat sind von, zum einen, den unterschiedlichsten Pantheonen, zum anderen auch von den unterschiedlichsten magisch-spirituell-religiösen Praktiken.

Einige (sicherlich nicht alle, es wäre unfair, sie über einen Kamm zu scheren) Recons und Trads neigen dazu, diese von ihnen als “Patchwork-Religion” betitelten Wege weder ernst zu nehmen noch ihnen auf gleicher Augenhöhe zu begegnen.
Zum einen werfen sie den “Patchworkern” vor, nicht “ernsthaft” genug an einer nachweislich “alten” Tradition interessiert zu sein, zum anderen mangelndes Interesse und Respekt. – Auch vor ihnen als Vertreter derer, die diese Weg in aller Konsequenz gehen.

Nun, ich persönlich Maße mir nicht an irgendjemandem oder irgeneiner so schnell ihre Authenzität abzusprechen. Sicher behalte ich mir auch eine gewisse Skepsis vor und amüsiere mich hier und da auch über (für mich) besonders kuriose Dinge, doch letztendlich ist eben die Frage: Wer oder was ist authentisch? Und wer ist überhaupt berechtigt zu sagen: “Ich bin authentisch in meinem Weg, aber DU nicht!”?

Die Problematik zwischen Trads/Recons und “Patchworkern” verschärft sich dann auch noch besoners, wenn die Patchworker sich auch noch “erdreisten” Beriffe zu verwenden, die eben aus den spezifischen Traditionen/Religionen stammen.
Zum Teil nimmt es sogar so kuriose Formen an, dass diese sagen, Patchworker sollten sich für ihre Götter eigene/andere Namen suchen, weil so wie sie die Götter schildern, ihnen begegnen oder eben sie diese verehren sei es “falsch”, “Hirnspinnerei”, “Wuschdenken”.
Im schlimmsten Fall sehen sich manche sogar in ihren religiösen Gefühlen verletzt und beleidigt.

Zugegeben, bestimmte Begrifflichkeiten implizieren auch bestimmte Inhalte.
Wenn ich mich ausschließlich Kemetistin nenne, dann sollte mein Pantheon schon in aller erster Linie ägyptisch und meine spirituell-religiöse Praxis auch dementsprechend ausgerichtet sein und auch mein Weltbild dem entsprechend sein (und darauf aufbauend eben auch mein Tun und Handeln im Alltag).
Dies gilt auch, wenn ich mich Celtoi, Àsatrù, Wicca oder ähnliches nennt.

Begriffe aus Verlegenheit zu wählen, weil man ansonsten keinen anderen hat, der passender erscheint, mag für mich zwar einerseits nachvollziehbar sein (hab ich “damals” auch getan), aber letztlich sind es eben “nur” Lückenfüller für etwas, was dann vielleicht doch nicht so richtig in die entsprechende Schublade passt.
Manchmal bleibt einem dann nichts anderes übrigig, als sich Kunstworte zu kreieren (so mein “kemceltindophiler Paganismus” *lach* ).

Wer ist denn nun authentischer?
Ob Recon, Trad oder Patchwortker… Ich persönlich halte sie alle für authentisch.
Der springende Punkt ist hierbei, das man LEBT, was man von sich gibt.
Das “Wort und Tat eins” sind, oder um es noch mal mit der Wikipedia zu sagen:

“dass das Handeln einer Person nicht durch äußere Einflüsse bestimmt wird, sondern in der Person selbst begründet liegt.– Quelle: s.o.

Interessant finde ich an dieser Stelle auch die in der Wikipedia von den Sozialpsychologen Prof. D. Michael Kernis und Brian Goldman stammenden vier Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit sich ein Mensch als authentisch erleben kann:

Bewusstsein Ein authentischer Mensch kennt seine Stärken und Schwächen ebenso wie seine Gefühle und Motive für bestimmte Verhaltensweisen. Erst durch diese Selbstreflexion ist er in der Lage, sein Handeln bewusst zu erleben und zu beeinflussen.

Ehrlichkeit Hierzu gehört, der realen Umgebung ins Auge zu blicken und auch unangenehme Rückmeldungen zu akzeptieren.

Konsequenz Ein authentischer Mensch handelt nach seinen Werten. Das gilt für die gesetzten Prioritäten und auch für den Fall, dass er sich dadurch Nachteile einhandelt. Kaum etwas wirkt verlogener und unechter als ein Opportunist.

Aufrichtigkeit Authentizität beinhaltet die Bereitschaft, seine negativen Seiten nicht zu verleugnen.

Für mich entsprechen interessanter Weise diese vier Kriterien genau dem, was ich selbst unter Authentizität verstehe. Nur das es die beiden Herren ziemlich genau den Punkt gebracht haben und dem eigentlich nichts mehr hinzuzufügen ist.
Doch was bedeutet das denn eigentlich in Bezug auf Spiritualität und Religion?
Was hinsichtlich des Gehens auf einem heidnischen Pfad?

Als bekennende “Patchworkerin” möchte ich natürlich mal aus meinem Blickwinkel heraus kurz beschreiben, was ich dahingehend verstehe (und versuche zu leben 😉 ):

Bewusstsein:
Es bedeutet eben nicht nur meine eigenen Stärken und Schwächen zu kennen, und meine Gefühle und Motive für Verhaltensweisen. Selbstreflexion bedeutet in diesem Zusammenhang z.B. auch, mir bewusst zu machen, auf welchen Dingen (und warum) mein Pfad fußt. Es bedeutet, dass es mir bewusst ist, das ich einen Pfad gehe, der in dieser Form weder “a” (=authentisch), noch “uralt” oder gar eine geheimnisvolle Familientradition ist.
Es bedeutet auch, dass ich mir vor Augen halte, dass mein System sicherlich seine Schwachstellen, aber auch seine Stärken hat. Nach Motiven zu forschen bedeutet dann auch, dass ich damit auseinandersetze WARUM ich mich nicht zu 100%ig mit einem Pfad identifizieren kann/mag, sondern das mich eben nur bestimmte Dinge ansprechen.

Ehrlichkeit:
Die Ehrlichkeit spiel mit dem Bewusstsein natürlich auch ganz eng zusammen.
Ohne mir selbst und anderen ggü. ehrlich zu sein, findet ein bewusstes Sein meiner Meinung nach nicht statt.
Es beinhaltet eben, dass ich auch nach Außen hin danach stehe, dass mein Weg eben aus einem Konglomerat verschiedener Pfade besteht, das ich es aushalten und akzeptiere, wenn andere damit nichts anfangen können und/oder hinterfragen.
Es gehört aber auch dazu, dass ich mich eben mit den Pfaden, aus denen sich mein Pfad zusammensetzt auch ernsthaft auseinandersetze und erkenne, dass ich mich eben (aus verschiedenen Gründen) NICHT Celta/Wicca/Kemetin/Shakta/Àsatrù oder sonst was nennen KANN und auch dazu steheln sollte!
Und letztlich beinhaltet das natürlich auch, mich nicht hinzstellen und zu behaupten, das mein Pfad ururururur….alt und bis hinein in die Steinzeit -durch eine ununterbrochene Familientradition- reicht, sondern dass ich mich hinstelle und dazu stehe, in dem ich sage:
“Ja, das ist MEIN ganz persönlicher Weg, meine ganz persönliche Wahrheit, und Wahrnehmung, die auf meinen Erlebnissen beruht!”

Konsequenz:
Das bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass ich ganz allein mir, meinem Gewissen und meinen Göttern und Göttinnen ggü. zur “Rechenschaft” verpflichtet bin.
Diese Konsequenz beinhaltet aber auch, dass ich das, was ich als “gut”, für mich “richtig” und auch “weiterführend” erlebe, auch praktiziere. Wenn ich von einem Kemeten oder Celtoin “angemault” werde, weil ich der Meinung bin, dass ich auch die aus diesen Panthea stammenden Götter und Göttinnen während und mit meinem hinduistischen Puja verehren kann, dann gehört es für mich dennoch dazu, genau nach meinen Werten und Vorstellungen zu handeln, und diese nicht zu verwerfen, weil sie ein anderer als “falsch” bewertet.

Aufrichtigkeit:
Die “negativen” Seiten schaut sich natürlich niemand gerne an *g*.
Aber das ein “Patchwork”-Pfad auch so seine Tücken und “Fehler” hat, wie jeder andere Weg auch. Ist natürlich klar.
Aufrichtig in dieser Beziehung zu sein bedeutet in diesem Fall für mich z.B. auch anzuerkennen, das ich z.B. in einem Puja ggf. nicht auf die “Bedürfnisse” der Götter und Göttinnen anderer Kulte in dem Maßen eingehe(n kann), wie es für diese angebracht wäre.
Wobei ich mir sicher bin, dass Sie, wenn dem so wäre, schon ein entsprechendes Feedback gegeben hätten.

Authentizität empfinde ich persönlich als das Wichtigste überhaupt auf meinem Pfad, auch wenn dieser zugegeben nicht immer auf Zustimmung oder auf “Gegenliebe” stößt.
Wenn ich mich umsehe, dann sehe ich auch immer wieder, dass die Authentizität zu Gunsten von Gemeinschaftzu(sammen)gehörigkeit aufgegeben wird bzw. verloren geht, sobald Gruppenzwang und Manipulation mit ins Spiel kommen.
Ich kenne das Bedürfnis nach Gemeinschaft selbst nur zu gut, doch bin ich bei all dieser Sehnsucht nicht (mehr) bereit, mich selbst zu verraten.
Sicherlich gibt es auch Gemeinschaften, in dem die Authentizität der einzelnen Mitglieder gefördert und unterstützt wird, doch ich persönlich habe den Eindruck, dass dieser wenige sind.

Und nun? Nun ist die Frage nach dem “Wer ist denn nun authentisch?” immer noch nicht beantwortet.
Ich denke, es wird auch abschließend keine eindeutige und klare Antwort geben, weil jeder für sich selbst bewerten muss, wen oder was er für sich als “authentisch” betrachtet und in wieweit er oder sie selbst authentisch sein möchte oder sein kann.
Authentisch unauthentisch zu sein, wie es in dem Wiki-Artikel auch genannt wird, kann natürlich auch für Menschen ihre bevorzugte Art des Lebens sein. – Letztlich, so denk ich, muss man sich für eines entscheiden.

Die obigen Kriterien können meiner Meinung nach sicherlich eine gute Richtung geben, an der man sich orientieren kann.

BB
Siat
 

Varnamala-Die Schädelkette

Ein kleines Fundstück 😀 ;).
Wie heisst es so schön: Alles kommt zu seiner Zeit.

Da stromer ich also etwas weiter im Netz umher, weil mich natürlich doch etwas diese Träume umtreiben, und find dann heute diese sehr tolle und hilfreiche Darstellung.
Das Devanagari-Alphabet wird in acht Gruppen unterteilt, die “kleine Mütter” oder “Mütterchen” genannt werden, also die “matrikas” und als solche auch in acht Göttinnen personifiziert werden.
Es ist ein sehr interessantes, aber auch sehr komplexes Thema, zumal es natürlich je nach Schule” auch andere Namen der Göttin(nen) gibt.

Interessant ist natürlich dabei zu beobachten, dass trotz aller “unterschiedlichkeit immer Shakti, die göttlich-weibliche Schöpferkraft hinter allen Manifestationen steht.

Wie war es noch von wegen, dass diese Vorstellung ja nur wenige hundert Jahre alt sei? XD

Quelle: Bhagavad Gita USA

Aber ich glaube, da werde ich doch noch mal einen etwas genaueren  Text ausarbeiten ;).

BB
Siat