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Trauma, Traumabewältigung und die Verantwortung “spiritueller/religiöser Lehrer” (Teil 3)

Die Zeit heilt nicht alle Wunden,
sie lehrt nur,
mit dem Unbegreiflichen zu leben.

– Rainer Maria Rilke

 

Dieser Beitrag soll einen Überblick über die typischen Hauptsymptome und die möglichen psychischen Folgen geben.

Man kann sagen, dass die unmittelbaren Erstreaktionen, die nach einem traumatisierenden Ereignis eintreten, bei fast allen Menschen gleich ablaufen. Unterscheiden können sie sich jedoch im Ausmaß und der Intensität.
Sie sind eine völlig normale Reaktion (!) des Körpers und der Psyche auf ein überwältigendes und schreckliches Erlebenis.
Die längerfristige Bewältigung verläuft im Gegensatz dazu jedoch individuell völlig unterschiedlich.
Können das Trauma und die daraus resultierenden Stress- und Belastungsreaktionen nicht überwunden werden, können sich daraus weitreichende Folgestörungen entwickeln.
Ob ein Betroffener mit einer psychischen Störung reagiert und welche Krankheit sich ggf. daraus entwickelt, ist individuell ganz unterschiedlich und hängt einerseits von den persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten, aber auch vielen anderen Faktoren ab.
Es gibt allerdings auch Ereignissen, die fast immer zur Ausbildung einer psychischen Krankheit führen. Dazu gehören Folter, von der sich fast niemand von alleine erholen kann, und Vergewaltigung, von der es etwa nur ein Viertel der Betroffenen gelingt, sich davon alleine zu erholen.

 

Typische Hauptsymptome

Die nachfolgenden Symptome können alle gemeinsam oder auch einzeln auftreten, abhängig von den Faktoren, die ich in Teil 2 angesprochen habe.

  • Wiederkehrende Ängste
    Der/Die Betroffene erlebt immer wieder Ängste die im Zusammenhang mit dem erlebten Trauma stehen.
  • Übererregung (Hyperarousal)
    Es kann zu Konzentrationsschwierigkeiten und leichter Erschreckbarkeit kommen. Außerdem kann es zu vermehrter Wut/Wutausbrücken und zu einer erhöhten Alarmbereitschaft kommen
  • Emotionale Taubheit
    Die Fähigkeit sich zu freuen, zu lieben, traurig zu sein, Wut, Trauer oder andere Gefühle zu empfinden ist eingeschränkt
  • Vermeidenwollen (Avoidance)
    Man will Gedanken und Gefühlen vermeiden, die das Erlebte wieder aufleben lassen und ein Erinnern an das Erlebte hervorrufen könnten. Der Ort der Traumatisierung wird gemieden und/oder man verlässt nicht mehr das Haus.
    Um (zu) schmerzhafte Erinnerungen zu vermeiden kann es zu Dissoziationen und/oder (Teil)Amnesie kommen.
  • Gedankliche Vorwegnahme
    Um nicht wieder überrachst zu werden, wird das Schlimmste gedanklich Vorweg genommen. Von der Umgebung kann dies als eine Art Dauer-Pessimismus wahrgenommen und erlebt werden.
  • Unverhältnismäßig heftige Reaktionen
    Die betroffenen können auf äußere und innere Einflüsse ungewohnt und unverhältnismäßig heftig reagieren.
    Es kann z. B. zu Angsterkrankungen, Selbstverletztendes Verhalten, Abhängigkeitssyndromen, aber auch zu Panikattacken, Albträumen und dissoziativen Zuständen kommen.
    Die durch Trigger ausgelösten Reaktionen können bis ins hohe Alter erhalten bleiben.
  • Intrusion
    Unter Intrusion versteht man das Wiedererinnern und -erleben eines traumatischen Ereignisses. Sie werden von Schlüsselreizen (sog. “Triggern”) ausgelöst und umfasst Flash-backs, Albträume und Bilder, wobei die Art, wie Intrusionen auftauchen können, individuell verschieden sein können. Es kann auch zum Wiedererleben von Wahrnehmungen kommen. Die Betroffenen werden häufig von diesen überfallen und es ist ihnen häufig nicht möglich, diese Erinnerungen ohne weiteres auszublenden.
  • Kontrollverhalten
    Häufig leiden Traumatisierte unter einer permanenten inneren Unruhe und Schreckhaftigkeit. Gleichzeitig tritt äußerlich jedoch häufig auch ein stark kontrollierendes Verhalten zutage. Ein Trauma ist mit dem Erlebe eines extremen Kontrollverlustes verbunden, so dass die Betroffenen versuchen, dieses Erleben mit einem stark kontrollierenden Verhalten zu kompensieren.
  • Amnesie
    Die Erinnerung an das Geschehene wird so tief vergraben und verdrängt, dass eine Erinnerung, als ganzes oder in Teilen, nicht mehr möglich ist.
  • Interessenverlust
    Infolge eines Traumas kann es zu einer Reduzierung oder gar völligen Einstellung der Aktivitäten kommen. Man zieht sich von allen Aktivitäten zurück, die einem “vorher” etwas bedeutet und Freude bereitet haben.
    Viele Menschen berichten von einer “Gefühlskälte” oder “Gefühlstaubheit”, die sie befällt.

 

Erstreaktionen/Akute Belastungsreaktionen

Die oben genannten Symptome sind als Erstreaktion, wie gesagt, völlig normal, auch wenn sie heftig ausfallen können, und treten bei den meisten Menschen auf, die ein traumatisiserendes Erlebnis hatten.
Beides ist sowohl für Betroffene als auch ihre Angehörigen wichtig zu wissen, da die Belastungsreaktionen ggf. völlig wesensfremd sein können und die Menschen dann darüber erschrecken.
Sie “erkennen sich selbst nicht wieder” (oder werden von ihrer Familie nicht mehr wiedererkannt), oder können auch die Angst verspüren, “verrückt” oder “krank” zu werden.

Diese Symptome klingen in der Regel bei den meisten Menschen nach einer gewissen Erholungszeit, langsam wieder ab, wenn die Betroffenen entsprechend unterstützende Bedingungen vorfinden. Dem traumatischen Erlebnis kann sein Platz im Leben(slauf) zugewiesen  und so in ihn integriert werden, was häufig zu einer Veränderung des Verhaltens der Menschen führt.

Bleiben diese Belastungs-und Notfallreaktionen erhalten, bzw. werden sie nicht schwächer und dauern längern als 6 Wochen an, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass der Erholungs- und Verarbeitungsprozess blockiert ist.
Gelingt es einem Menschen die Verarbeitung und Integration nicht, und kann die psychische Gesundheit durch die eigenen Selbstheilungskräfte nicht wieder hergestellt werden, selbst nicht nach einem längeren Zeitraum, können sich möglicherweise sehr schwerwiegende traumabedingte Folgestörungen entwickeln, die das gesamte Leben beeinflussen und beeinträchtigen.
Diese Folgestörungen können auch erst Monate oder gar Jahre nach dem erlittenen Trauma auftreten, so dass ggf. ein Zusammenhang nicht gleich ersichtlich und feststellbar ist.
Sie können unter Umständen auch mit einer veränderten Aktivität des Gehirns und/oder neuroanatomischen Veränderungen einhergehen.

 

(Komplexe) Trauma-Folgestörungen

In manchen Fällen können sich die typischen Symptome chronisch manifstieren und so zu tiefgreifenderen, z.T. sehr komplexen Folgestörungen führen.
Folgestörungen zeichnen sich (kurz gesagt) im Prinzip dadurch aus, dass das nicht verarbeitete und überwundene Trauma zu einer “Vergiftung” und dauerhaften Prägung der gesamten Persönlichkeit, der Gedanken und Gefühle, des Alltags-und Beziehungsleben und der Gesundheit führt.

Das Risiko an einer komplexen Folgestörung zu erkranken ist vor allem dann besonders hoch, wenn (wiederholt) Gewalterfahrungen gemacht werden, vor allen Dingen in der Kindheit.
Das Erleben führt zu einschneidenden Persönlichkeitsveränderungen, die sich z.B. in Selbstablehnung, negativen Überzeugungen in Bezug auf sich selbst oder auch in Selbsthass zeigen können, oder sich auch in einem tiefen Misstrauen gegenüber anderen Menschen äußert.
Sehr häufig sind auch tief greifende Überzeugungen bezüglich der eigenen Macht-und Hoffnungslosigkeit und die Ablehnung des eigenen Körpers vorhanden.

Die Entstehungsmechanismen von Traumafolgestörungen sind heute noch weitgehend unbekannt.
Das liegt daran, dass traumatisierende Ereignisse unvorhersehbar sind und es dadurch nicht bzw. nur schwer gelingt, die neurobiologischen, kognitiven und emotionalen Zustände der Betroffenen vor und nach einem Trauma zu untersuchen. Ein weiterer beachtenswerter Punkt ist, dass einem Trauma nachfolgende Störungen ein Ergebnis von sowohl psychologischen, physiologischen als auch sozialen Prozessen sind.
Trotz der Schwierigkeiten, die es bei der Forschung nach der Entstehung von Traumafolgestörungen gibt, gibt es doch eine Reihe von psychischen Auffälligkeiten und neuronalen Veränderungen, die in mehreren Studien bei Betroffenen festgestellt werden konnten, auf deren Grundlage Modelle entwickelt wurden, die versuchen die Ausbildung von Traumafolgestörungen zu erklären. Das Gedächtnismodell und das Hormonelle Stress-System.

  • Gedächtnismodell
    Infolge des Traumas kommt es durch eine massive Ausschüttung von Neurohormonen zu einer Fehlfunktion in der Schaltstelle des Limbischen Systems, dem Hippocampus, bzw. der Hippocampusformation, dessen Funktion u.a. wesentlich mit dem Gedächtnis, der Erinnerung und den Emotionen zusammenhängt.
    Die Fehlfunktion führt dazu, dass es zu einer massiven Störung der zeitlichen und räumlichen Erfassung und Einordnung von Sinnenseindrücken kommt, d.h. die eintreffenden Sinneseindrücke werden nicht mehr in Kategorien erfasst, sondernals zusammenhanglose Informationen wahrgenommen. Das führt dazu, dass die traumatischen Sinneseindrücke fragmentiert in dem Teil des Gedächtnisses abgespeichert werden, der sich auf das Erleben und Verhalten eines Menschen auswirkt, ohne dass sie dabei jedoch ins Bewusstsein treten.
    Solcherlei fragmentierte Gedächtnisinhalte werden abgerufen, wenn ein Mensch ein Flash-back erlebt.
    Kurz gesagt heisst das, dass die Erinnerung(en) an das Trauma selbst, aber auch alle anderen damit verbundenen Sinneseindrücke im bewussten (=expliziten) Gedächtnis (wenn überhaupt) nur bruchstückhaft gespeichert werden, aber sie dafür im Unterbewusstsein (=implizites Gedächtnis) umso lebendiger sind, und von dort aus ihre Wirkung auf das Leben und die Persönlichkeit der Betroffenen ausüben.
  • Hormonelles Stress-System
    In Studien wurde herausgefunden, dass traumatisierten Patienten im Vergleich zu Gesunden eine erhöhte Aktivität des noradrenergenen (d.h. auf das Stresshormon Noradrenalin reagierenden) Stress-Systems zeigen.
    Das führt dazu, dass die Betroffenen u.a. unter Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit, Schreckhaftigkeit oder Übererregung leiden.
    Außerdem deuten einige Studien darauf hin, dass auch die Ausschüttung anderer Hormone verändert sein können.

Innerhalb der Traumafolgestörungen wird zwischen primären und sekundären Störungen unterschieden.
Zu den häufigen primären Störungen nach einer Traumatisierung gehören die:

  • Postttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
    Auftretende Belastungs-und Stresssymptome halten über einen längeren Zeitraum an. Es zeichnet sich ein chronischer Verlauf ab. Halten die Symptome einen weiteren Zeitraum von 8 Monaten an, kann davon ausgegangen werden, dass sich die PTBS nicht mehr spontan zurückbildet.
  • Komplexe Postraumatische Belastungsstörung (K-PTBS)
    Ein Begriff, der in Deutschland und Europa nur langsam Fuß fasst, und mehr im angloamerikanischen Raum verbreitet ist. Er bezeichnet kurz gesagt eine Mehrfachtraumatisierung, für deren komplexe Symptomatik die Diagnose PTBS nicht (mehr) ausreichenden ist, und auch einer andere therepeutische Herangehensweise bedarf.
  • Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung
    Ist mit der K-PTBS fast identisch und im deutschen Sprachraum gebräuchlich.
  • Anpassungstörung
    Bezeichnen psychische Belastungsreaktionen, die durch Ereignisse ausgelöst wurden, die nicht der medizinischen Definition von Trauma entsprechen.

Auf die PTBS, K-PTBS und die andauernde Persönlichkeitsstörung nach Extrembelastung möchte ich im nächste Teil genauer eingehen.
Die Entwicklung fast aller anderen psychischen Erkrankungen wird durch das Erleben einer Traumatisierung erhöht. Man sprich bei diesen auch von sekundären psychischen Erkrankungen.
Hierzu gehören z.B.:

 

Bei psychischen Erkrankungen wie Ess- oder Zwangsstörungen und spezifischen Phobien wird eine Traumatisierung als indirekter Risikofaktor zu einer Ausbildung derselbigen angesehen, weswegen sie oft nicht als sekundäre Störungen betrachtet werden.
Eine weitere Erkrankung, bei der traumatische Ereignisse als maßgeblicher Faktor angesehen werden, ist die Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline).

 

Auswirkungen auf Leben und Persönlichkeit

Das Erleben eines Traumas prägt sowohl das Leben als auch die Persönlichkeit eines Menschen ggf. in einem sehr starkem Maß.
Es findet ein stetes Pendeln statt zwischen dem Vermeiden von Erinnerungen an die seelische Verletzung und den daraus resultierenden Folgen auf der einen Seite,  und  Flashbacks auf der anderen Seite. Diese Flashbacks können oft auftreten, ohne dass dem oder der Betroffenen ein (offensichtlicher) Zusammenhang mit dem erfolgten Trauma ersichtlich ist.
Obwohl ein erlebtes Trauma bei der betroffenen Person einen prägenden Eindruck hinterlassen hat, kann es auch passieren, dass dieses Erlebnis zeitweilig oder dauerhaft verdrängt oder gar gänzlich vergessen wird, so dass es nicht möglich ist die eigene seelische Verletzung und Kränkung wahrzunehmen.

 

Auf die Folgen einer Traumatisierung von Kindern bzw. in der Kindheit möchte ich an dieser Stelle besonders hinweisen, denn hier entstehende Störungen haben einen deutlich schwerer wiegenderen und tiefer gehenden Einfluss, sowohl auf die Persönlichkeit(sentwicklung) als auch das gesamte weitere Leben, als im Erwachsenen-Alter.
Das ist einerseits der Tatsache geschuldet, dass sich im Erwachsenen-Alter die Persönlichkeit eines Menschen bereits gefestigt hat, und andererseit, dass ein Erwachsener über andere Bewältigungsmechanismen verfügt, als ein Kind, dass diese erst entwickeln lernt.
Kinder, so die Erfahrungen in der Traumapsychologie, sprechen noch weniger über das Erlebte, als Erwachsene, was auch daraus resultiert, dass Kinder noch viel größere Schwierigkeiten haben/haben können, dass, was geschieht mit ihrem Verstand zu erfassen und ihre  Gefühle nicht so gut (v.a. in Worten) ausdrücken können.
Die sich daraus ergebenden seelischen und gesundheitlichen Folgen werden auch heute noch vielfach unterschätzt, obwohl das Risiko, eine PTBS oder einer anderen, schwer wiegenden Folgestörung zu entwickeln, bei ihnen besonders hoch ist.
Vor allen Dingen dann, wenn das Trauma mit zwischenmenschlicher Gewalt (physischer oder emotionaler) verbunden ist, und über einen längeren Zeitraum stattfindet.

Natürlich können auch Erwachsene prinzipiell alle Folgen davon tragen wie Kinder und Jugendliche, dennoch bedarf es dazu eine  stärkeren Traumatisierung, als bei ihnen.
Gewalttätige Traumata in Kindheit und Jugend, unabhängig davon ob diese einmalig waren oder einen längeren Zeitraum andauerten, haben eine tiefgreifende Störung der Persönlichkeit zur Folge, die im allgemeinen weit über die einer allgemeinen posttraumatischen Belastungsstörung hinausgehen.
Wächst ein Kind dauerhaft in einem, von (physischer und/oder psychischer) Gewalt geprägten sozialen oder familären Umfeld auf, wirkt sich die Traumatisierung außerdem in Form einer erzieherischen Prägung aus.
D.h. dass sich spezifische Handlungs-, Kommunikations-, Denk-, Fühl- und Wertestrukturen entwickeln, die die Persönlichkeit, das Agieren in und mit der Umwelt und mit anderen Menschen, und auch ihre Wahrnehmung stark und weitreichend prägen.
Kommt es bei Kinder zu einer Traumatisierung durch Bezugspersonen, , so entwickeln sie oft unsichere und desorganisierte Bindungen. Wobei diese Folgen auch bei Kindern und Jugendlichen beobachtet werden, bei denen die Bindungsperson ein Trauma erlitten und nicht verarbeitet hat.
Außerdem kommt es bei Kindern von traumatisierten Müttern häufig zu einer generationenübergreifenden Weitergabe von Traumaerfahrungen.

 

 

Trauma, Traumabewältigung und die Verantwortung “spiritueller/religiöser Lehrer” (Teil 2)

Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen.
Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich.
Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich (…) stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.

– Franz Kafka (gefunden: Klappentext “Du sollst nicht merken-Variationen über das Paradies-Thema”, Alice Miller)

 

 

Was ist ein (Psycho)Trauma?

Der Begriff “Trauma” stammt aus dem griechischen und bedeutet schlicht “Verletzung”.
Dementsprechend handelt es sich bei einem Psychotrauma um eine seelische Verletzung, die durch ein einschneidendes, schreckliches und schwer erschütterndes Erlebnis hervorgerufen wird und zu psychische Folgestörungen führen kann.

In der ICD-10 wird ein psychisches Trauma definiert als:

„[…] ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde (ICD-10) (z. B. Naturkatastrophe oder menschlich verursachtes schweres Unheil – man-made disaster – Kampfeinsatz, schwerer Unfall, Beobachtung des gewaltsamen Todes Anderer oder Opfersein von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderen Verbrechen).“

Handbuch
Quelle: Wikipedia

 
Was ist ein traumatisierendes Ereignis?

Traumatische Ereignisse übersteigen in ihrer Intensität und ihrem Ausmaß bei weitem die normale Alltagsbelastungen eines Menschen, bewirken Furcht und Entsetzen, erschüttern, kurzfristig oder andauernd, das seelischen und körperliche Gleichgewicht und lassen die Betroffenen dem Ereignis oder den Ereingissen hilflos gegenüberstehen. Die Folge ist das Erleben eines intensiven Stresses, einer intensiven Hilflosigkeit und Ohnmacht. Dem Gefühl, dem Ereignis völlig schutz- und hilflos ausgeliefert zu sein, keinen Einfluss auf das Ereignis nehmen zu können. Meist besteht auch die akute Bedrohung durch eine Gefahr, oder sogar, Lebensbedrohung.
Ereignisse, die zu einem Trauma führen, sind so tiefgreifend, dass sie das Leben und die Persönlichkeit der betroffenen Person verändern können.
Als Beispiele für solche Ereignisse seien hier Vergewaltigung, Krieg, lebensbedrohliche Krankheiten oder Unfälle, sexualisierte Gewalt (auch Missbrauch), körperliche Misshandlung/Züchtigung und der Tod eines geliebten Menschen genannt.
Aber es können z.B. auch Mobbing, Manipulation, Scheidung oder die Konfrontation mit Traumafolgen als Helfer zu einem Trauma führen.

 

Wann wird ein Ereignis traumatisch ?

Das ist nicht nur von den äußeren Einflüssen und Faktoren abhängig, sondern auch von inneren Faktoren.
Sprich, es ist sowohl vom persönlichen Erleben und den persönlichen Lebensumständen (=innere, indivduelle Faktoren) als auch von den äußeren Umständen (=Situationsmerkmalen) abhängig.

Normaler Weise können Wunden, egal wie schwer sie sind, im Laufe der Zeit durch entsprechende Beachtung und unterstützende Behandlung heilen. Auch wenn es sich um seelische Wunden handelt.
Es kann im Laufe der Zeit ein Bewältigungsprozess stattfinden, der dazu führt, dass man sich von dem Schrecken des Erlebten, dem Entsetzen erhohlen kann.
Man lernt, dass, was Geschehen ist zu akzeptieren,  ihm einen Platz im Leben einzuräumen und damit zu leben.
So können nach und nach die Belastungserscheinungen nachlassen, die Wunden vernarben und allmählich Heilung stattfinden.

Es wäre sicherlich falsch zu behaupten, dass man diese Ereingnisse vergessen wird.
Ich denke, je nachdem um was für ein Erleben es sich handelt, wird es auf die eine oder andere Seite immer im Leben präsent sein. Doch die Macht und den Einfluss, die es auf das Leben und das Sein eines Menschen genommen hat, können mit der Zeit nachlassen und schwinden.
Ein Trauma wird immer ein schmerzhafter Teil des eigenen Lebens sein, doch das Leben kann vor diesem Hintergrund weiter gehen, auch wenn es niemals wieder “wie vorher” sein wird.-Auch wenn man es sich vielleicht wünscht.

Doch ein Bewältigungsprozess tritt weder automatisch ein, noch findet er bei allen Menschen automatisch und/oder gleich statt.
Manchen Menschen gelingt dies nie. Sie können ihr Leben (wenn überhaupt) nur bruchstückhaft wieder aufbauen und/oder drohen an dem Erlebten zu zerbrechen. Es gelingt ihnen nicht, das zerstörerische Ereignis zu bewältigen, wodurch die Wunden nicht heilen können und immer wieder aufbrechen.
Die Folge ist die Manifestation der Belastungsreaktionen als physische und psychische Symptome und Beschwerden , die das Leben dauerhaft beeinträchtigen können.
Ob ein Bewältigungs- und Überwindungsprozess stattfindet/stattfinden kann, und ob Bewältigung und Überwindung gelingen,  ist vom Zusammenwirken verschiedener Faktoren (s. Situationsmerkmale und individuelle Faktoren) abhänging. Diese können einen Heilungsprozess unterstützen oder aber blockieren und/oder verhindern.
Situationsmerkmale
Mit dem Begriff “Situationsmerkmal” werden die objektiven Merkmale eines traumatischen Ereignisses bezeichnet.
Darunter fallen:

  • Art des traumatischen Ereignisses
  • Intensität
  • Dauer

 

Wie gesagt, können die unterschiedlichsten Ereinisse zu einer Traumatisierung führen.
Zum Beispiel macht es bezüglich der Folgen einen großen Unterschied, ob uns Gewalt durch andere Menschen zugefügt wurde, oder ob wir Gewalt in unserem Leben erfahren, die völlig unabhängig von der Beiteilung anderer Menschen in unser Leben eintritt:

Trifft uns unabhängig von menschlicher Einmischung und/oder Absicht ein traumatisches Ereignis (z.B. eine Naturkatastrophe), führt dies in der Regel zu einer Erschütterung und Verletzung unseres Vertrauens in die Welt.
Wir fühlen uns in unserer (Um)Welt nicht mehr sicher, bewegen uns in ihr nicht mehr frei und ungezwungen wie früher. Wir verlieren das Vertrauen darin, dass wir grundsätzlich in ihr sicher sind.
Werden wir Opfer der Gewalt durch andere Menschen, sehen die Folgen jedoch anders aus.
Durch dieses Erleben wird unser Vertrauen in andere Menschen nachhaltig erschüttert, verletzt und gestört. Es kommt zu einer Beeinträchtung des Erlebens von Sicherheit in der Beziehung und der Zugehörigkeit zu anderen Menschen.
Findet das Erleben in den ersten Lebensjahren statt, wird dadurch das Urvertrauen des Kindes in die Eltern und zu anderen Menschen zerstört.
Wird das Leben durch eine schwere Krankheit erschüttert, verändert sich das Verhältnis zum eigenen Körper. Man fühlt sich ihn seiner eigenen Haut, im eigenen Körper nicht mehr sicher und geborgen. Er wird einem fremd,  erscheint einem ggf. unberechenbar und wird zu einem unheimlich Gegenüber.

Es kann für die Verarbeitung und die Folgen ebenfalls von Bedeutung sein, ob das Ereignis über einen längeren oder einen kurzen Zeitraum stattfand, ob es ein einmaliges, in sich abgeschlossenes Ereignis war, oder ob es sich wiederholte.

Zu guter Letzt spielt auch der Zeitpunkt im Leben eine sehr wesentliche Rolle, an dem das Ereignis eintrat.
Erlebt man bereits in der Kindheit ein Trauma, z.B. Gewalt durch andere Menschen, dann sind die seelischen Verletzungen deutlich tiefer und umfassender, als in späteren Jahren, weil die Möglichkeiten zur Bewältigung nicht vorhanden sind.
Je jünger das Kind ist, und je weniger Unterstützung das Kind durch erwachsene Bezugspersonen hat, desto schwerwiegender sind die Folgen und die Auswirkungen in der Persönlichkeitsentwicklung und in der Lebensgeschichte.

Natürlich hat auf die Verarbeitung und Erholung auch einen entscheidenden Einfluss, ob und in welcher Art etwaige Langzeitfolgen und/oder Lebenseinwirkungen auftreten können, z.B. auf juristischer, gesundheitlicher und/oder finanzieller Ebene.
Auseinandersetzungen auf diesen Ebenen können sich zusätzlich belastend und erschwerend auf die Überwindung eines erlittenen Traumas auswirken.

 

Persönliche Merkmale
Neben den Situationsmerkmalen wirken sich auch entscheidend auf die Verarbeitung eines Traumas aus, welche stärkenden und schützenden oder aber kritische und schwächende Erfahrungen man in seinem Leben bisher gesammelt hat.

Unter die Begrifflichkeit “Persönliche Merkmale” fällt die Persönlichkeit einer Person ebenso wie ihre Verletztlichkeit, ihre Stärken und Schwächen, aber auch ihre (aktuellen) Lebensumstände und die individuelle Lebensgeschichte.Sie alle können die Selbstheilungsprozesse eines Menschen unterstützen oder aber auch hemmen oder verhindern.

Besonders wichtig dabei ist, welche Widerstandskräfte und Schutzfaktoren im Laufe des bisherigen Lebens entwickelt werden konnten, und ob diese in der akuten, aktuellen Situation zur Verfügung stehen.
Zu diesen zählen z.B. stabile, vertrauensvolle und unterstützende Beziehungen, positive Lebenserfahrungen und bisherige Erfolgserlebnisse.
Aber auch persönliche Charaktereigenschaften, wie die aktive Suche nach Lösungensmöglichkeiten und/oder Hilfen, oder eine kämpferische Natur, die den Willen hat, gehören dazu.
Sie können ein Gegengewicht zu der Traumaerfahrung bilden und somit dabei helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Doch so wie es unterstützende Dinge gibt, so gibt es natürlich auch das Gegenteil. Sprich Risikofaktoren, die sich hindernd auf die Überwindung und Verarbeitung auswirken oder gar verhindern können, dass eine Traumaerfahrung (relativ) unbeschädigt ausgehalten und verarbeitet werden kann. Das ist z.B. dann der Fall, wenn das aktuell eingetretene Ereignis nicht das erste war, sondern es sich in eine Reihe von (stark) belastenden und/oder traumatisierenden Ereignissen einreiht.
Oder es kann auch der Fall sein, dass man in seinem bisherigen Leben zu wenig ausgleichende positive, aufbauende und dadurch stärkende Lebenserfahrungen gesammelt hat/sammeln konnten.

Kurz gesagt:
Vor allem in der Kindheit erworbene, positive und damit persönlichkeitsstärkende und unterstützende Erfahrungen erhöhen die Widerstandskraft der Psyche, der in uns selbst einen stabilden Boden bildet, der Erschütterungen wesentlich besser standhandhalten kann.
Sammel(te)n wir jedoch hauptsächlich schlechte Erfahrungen, sind wir z.B. wiederholt und/oder andauernd körperlichen oder seelischen Angriffen ausgesetzt, dann können wir diesen stabilen Grund in uns nicht bilden. Unser “psychisches Immunsystem” wird geschwächt und kann Erschütterungen nicht (ausreichend) etwas entgegensetzen.

Zuletzt sei natürlich noch auf die Rolle der aktuellen Lebensumstände hingewiesen.
Auch diese spielen eine sehr wesentliche Rolle dabei, wie eine Trauma bewältigt werden kann.
Das Ausmaß an erfahrener Anteilnahme und Unterstützung, z.B. durch Familie, Freunde, Arbeitsstelle/Schule oder ähnliches, aber auch das Vorhandensein von aktuell noch zusätlich bestehenden Belastungen, bestimmen in einem erheblichen Maße, wie die oder der Betroffene sein Erleben verarbeiten kann.

Trauma, Traumabewältigung und die Verantwortung “spiritueller/religiöser Lehrer” (Teil 1)

Zu Beginn eine Trigger-Warnung

 

In dieser Artikel-Reihe werde ich mich, wie der Titel schon sagt, genauer mit dem Themen “Trauma” und “Traumabewältigung” und die Rolle resp. Verantwortung von “spirituellen/religiösen Lehrern/Begleitern” (…)  auseinandersetzen.
Die Artikelreihe entsteht im Rahmen meiner eigenen Schattenarbeit und beinhaltet daher neben Sachinformationen zum Thema auch persönliche Gedanken und Erlebnisberichte, die ggf. bei dem-/der einen oder anderen Erinnerungen an das eigene erlebte Trauma wachrütteln können.

Wenn Du, liebe_r Leser_in also von dem Thema betroffen bist, möchte ich Dir an Herz legen, entweder jetzt mit dem Lesen aufzuhören, oder (auf eigene Verantwortung) beim Lesen besonders auf Dich Acht zu geben.
Solltest Du bei Dir die ersten Anzeichen von Unwohlsein bemerken, innere Unruhe verspüren, Magendrücken, das Gefühl, “wegzudriften”… oder ähnliches, mach etwas anderes.
Steh vom Tisch/Sofa auf, verlasse den Raum und tu etwas, was Dir gut tut und womit Du Abstand zum Thema bekommst, wie  z.B. :

  • Nehme ggf. Kontakt mit (D)einem Therapeuten oder einem Psychosozialen (Krisen)Dienst auf
  • Treff Dich mit Freunden (mit denen Du ggf. über das Sprechen kannst, was Dich bewegt) oder telefoniere mit einem Freund
  • Mach einen ausgedehnten Spaziergang
  • Nehme ein angenehmes Bad/Dusche

Falls Du weitere Anregungen benötigst, findest Du in diesem Blog KLICK MICH weitere Übungen und Hinweise.

 

Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, dass diese Tips und Übungen keinen Ersatz für eine kompetente Psychotherapie/Traumatherapie bzw. therapeutische Begleitung darstellen.

 
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass das, was ich hier schreibe ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen, auf dem, was ich während meiner Therapie von meiner Therapeutin lernen konnte und was ich im Laufe der Jahre gelesen, durchgearbeitet und/oder in meiner Ausbildung oder anderweitig gelernt habe, basiert.
Ich erhebe weder Anspruch auf Vollständigkeit, Fehlerfreiheit oder dergleichen. Das Thema an sich ist so komplex… Da gibt es immer wieder neue Erkenntnisse und Veränderungen :).
Wenn Euch das Thema interessiert, dann ist jede_r dazu aufgefordert, sich jeweils selbst weiter zu informieren.

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Ein Einstieg

Wenn man sich mit dem Thema “Trauma” und “Traumaverarbeitung” auseinandersetzen will, muss man sich zwangsläufig auch mit den komplexen Bereich der Psyche, der Psychologie und Psychatrie beschäftigen.
Die Psyche selbst ist auch heute noch ein Begriff, der mit vielen Fragezeichen besetzt ist und auch die (Neuro)Wissenschaft noch immer vor viele Fragen stellt.
Wo sitzt die Psyche? Was macht unser psychisches Erleben, unser Wahrnehmen aus? Was findet da genau statt? Wie und wann finden Prägungen und das Lernen statt?
Doch nicht nur Psychologie und Psychatrie sind wichtig zu betrachten. Im direkten Zusammenhang steht damit auch die Neurologie und die Neurowissenschaft, die in diesen Bereichen mittlerweile sehr große Fortschritte gemacht haben.

So weiss man mittlerweile, dass psychische Krankheiten nicht bloß “haus-” und/oder “selbstgemachte” Probleme sind (“Du machst dir deine Probleme doch nur selbst!”), die man sich “einbildet” oder in die man sich “reinsteigert”, sondern dass sich auch chemisch veränderte Prozesse im Gehirn und veränderte Gehirntätigkeiten nachweisen lassen.
Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei unter andrem ein Areal im Gehirn, dass “Limbisches System” genannt wird.
Die Funktion dieses Hirnareals ist sehr vielfältig. Unter anderem:

  • Wesentliche Beteiligung an der Entstehung von Angst
  • Verknüpfung von Gefühlen mit bestimmten Ereignissen und (dadurch) Wiedererkennung von Situationen (Anmerkung von mir: sehr interessant in Hinblick auf “Trigger“, “Flash-backs” und Dissoziationen)
  • Steuerung der Organe, die vom vegetativen Nervensystem versorgt werden
  • Zentralstelle desendokrinen, vegetativen und psychischen Regulationssystems; dient der Vermittlung zwischen Hirnstamm und Großhirnrinde, sowie Vegetativen Nervensystem, dem endokrinen System und den Bereichen von Motorik, Sensorik und Assoziation
  • ist das Gefühlszentrum (Steuerung des emotionalen Verhaltens) und außerdem für die Triebsteuerung verantwortlich
  • verantwortlich für die Verarbeitung innerer und äußerer Reize

Arbeitsweise des Limbischen Systems am Beispiel Stress: Äußere Reize/Auslöser führen zu einer hormonellen Reaktion

Arbeitsweise des Limbischen Systems: Äußere Reize/Auslöser führen zu einer emotionalen Reaktion, die wiederum zu einer hormonellen Reaktion führt, die ihrerseits im Körper entsprechenden Reaktionen/Symptomen auslöst.
Bsp. Prüfungsangst: Stressor = Prüfungsfragen =>Emotionale Reaktion=Angstgefühl=>Hormonausschüttung=> Blutdruck  steigt, Schweissausbrüche, Herzschlagbeschleunigung….
Doch auch in andererer Reihenfolge funktioniert die Reaktionskette!

Der heute immer noch so gern bemühte Spruch “Es spielt sie alles nur in deinem Kopf (und Denken) ab”, ist somit nur die halbe Wahrheit, denn die Auswirkungen sind sind im gesamten Körper feststellbar.

Unsere Gefühlswelt ist nicht nur etwas “Eingebildetes”,  sondern kann über die Messung der Hirnaktivität, der Hormonausschüttung etc. pp. “fassbar(er)” und “sichtbar(er)” gemacht werden, ebenso wie die Auswirkungen auf  z.B. Blutdruck, Blutzucker und Herzschlag direkt mess- und damit nachweisbar sind.

Bedauerlicher Weise ist es heute in der breiten Öffentlichkeit immer noch so gut wie unbekannt, das psychische Erkrankungen, die z.B. aus Traumen entstehen, tatsächlich messabare Veränderungen im Gehirn bewirken (auch wenn zugegebener Maßen die heuten möglichen bildgebenden Verfahren immer noch Gegenstand kritischer Diskussionen sind).
Einen interessanten Artikel dazu könnte Ihr bei “Gehirn und Geist” lesen. (KLICK MICH).

Untersuchungen haben ebenfalls gezeigt, dass Menschen, die von seelischen Schmerz berichten, sich diesen Schmerz nicht nur “einbilden” oder “einreden”, sondern dass sie diesen tatsächlich EMPFINDEN. In einer Studie konnte 2013 Schmerz im CT  (Kernspin macht Schmerz sichtbar) sichtbar gemacht werden. Dabei wurde allerdings auch festgestellt, dass sich die Schmerzreaktion zwischen körperlichen und seelischen Schmerz unterscheidet.

 

Warum ich dies als einleitende Worte erwähne ist die Tatsache, dass es leider immer noch der landläufigen Meinung entspricht, dass das Lösen aus alten Gedanken- und Vorstellungsmustern, das Verändern von Verhalten usw., einfach nur “eine Frage des Willens” sei, und eigentlich ein super einfaches Unterfangen darstellt, frei dem Motto: “Wenn du nur wirklich WILLST, dann kannst du auch einfach so von Heute auf Morgen dein Verhalten ablegen und anders handeln und denken!”
Wer dazu nicht in der Lage ist, gilt als willens- und charakterschwach, als unerleuchtet bis hin zu der Bewertung in manchen Kreisen als “unehrenhaft” und “verlogen”.
Solcherlei Fehleinschätzungen und Bagatellisierungen können bei psychischen Störungen oder bei Menschen mit einem (oder mehreren) traumatischen Erlebnissen fatal sein.
Es führt im schlimmsten Falle dazu, dass sich die-oder derjenige noch weiter zurückzieht und unfähig wird, sich in seiner Ganzheit, mit all seinen Gefühlen und Erlebnissen anzusehen, zu akzeptieren und daran zu arbeiten.
Fakt ist, dass die Veränderung von Verhaltensmustern sehr schwer ist und viel, viel Zeit und harte Arbeit erfordert. Vor allen Dingen dann, wenn das Gehirn, seine Funktionsweise und seine Strukturen bereits (stark) verändert worden sind.

Ich hoffe, dass dieser sehr, sehr grobe Einwurf zu Beginn hilfreich sein wird, die nach und nach von mir veröffentlichten Artikel besser zu verstehen.

LG & BB
Siat