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Trauma, Traumabewältigung und die Verantwortung “spiritueller/religiöser Lehrer” (Teil 1)

Zu Beginn eine Trigger-Warnung

 

In dieser Artikel-Reihe werde ich mich, wie der Titel schon sagt, genauer mit dem Themen “Trauma” und “Traumabewältigung” und die Rolle resp. Verantwortung von “spirituellen/religiösen Lehrern/Begleitern” (…)  auseinandersetzen.
Die Artikelreihe entsteht im Rahmen meiner eigenen Schattenarbeit und beinhaltet daher neben Sachinformationen zum Thema auch persönliche Gedanken und Erlebnisberichte, die ggf. bei dem-/der einen oder anderen Erinnerungen an das eigene erlebte Trauma wachrütteln können.

Wenn Du, liebe_r Leser_in also von dem Thema betroffen bist, möchte ich Dir an Herz legen, entweder jetzt mit dem Lesen aufzuhören, oder (auf eigene Verantwortung) beim Lesen besonders auf Dich Acht zu geben.
Solltest Du bei Dir die ersten Anzeichen von Unwohlsein bemerken, innere Unruhe verspüren, Magendrücken, das Gefühl, “wegzudriften”… oder ähnliches, mach etwas anderes.
Steh vom Tisch/Sofa auf, verlasse den Raum und tu etwas, was Dir gut tut und womit Du Abstand zum Thema bekommst, wie  z.B. :

  • Nehme ggf. Kontakt mit (D)einem Therapeuten oder einem Psychosozialen (Krisen)Dienst auf
  • Treff Dich mit Freunden (mit denen Du ggf. über das Sprechen kannst, was Dich bewegt) oder telefoniere mit einem Freund
  • Mach einen ausgedehnten Spaziergang
  • Nehme ein angenehmes Bad/Dusche

Falls Du weitere Anregungen benötigst, findest Du in diesem Blog KLICK MICH weitere Übungen und Hinweise.

 

Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, dass diese Tips und Übungen keinen Ersatz für eine kompetente Psychotherapie/Traumatherapie bzw. therapeutische Begleitung darstellen.

 
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass das, was ich hier schreibe ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen, auf dem, was ich während meiner Therapie von meiner Therapeutin lernen konnte und was ich im Laufe der Jahre gelesen, durchgearbeitet und/oder in meiner Ausbildung oder anderweitig gelernt habe, basiert.
Ich erhebe weder Anspruch auf Vollständigkeit, Fehlerfreiheit oder dergleichen. Das Thema an sich ist so komplex… Da gibt es immer wieder neue Erkenntnisse und Veränderungen :).
Wenn Euch das Thema interessiert, dann ist jede_r dazu aufgefordert, sich jeweils selbst weiter zu informieren.

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Ein Einstieg

Wenn man sich mit dem Thema “Trauma” und “Traumaverarbeitung” auseinandersetzen will, muss man sich zwangsläufig auch mit den komplexen Bereich der Psyche, der Psychologie und Psychatrie beschäftigen.
Die Psyche selbst ist auch heute noch ein Begriff, der mit vielen Fragezeichen besetzt ist und auch die (Neuro)Wissenschaft noch immer vor viele Fragen stellt.
Wo sitzt die Psyche? Was macht unser psychisches Erleben, unser Wahrnehmen aus? Was findet da genau statt? Wie und wann finden Prägungen und das Lernen statt?
Doch nicht nur Psychologie und Psychatrie sind wichtig zu betrachten. Im direkten Zusammenhang steht damit auch die Neurologie und die Neurowissenschaft, die in diesen Bereichen mittlerweile sehr große Fortschritte gemacht haben.

So weiss man mittlerweile, dass psychische Krankheiten nicht bloß “haus-” und/oder “selbstgemachte” Probleme sind (“Du machst dir deine Probleme doch nur selbst!”), die man sich “einbildet” oder in die man sich “reinsteigert”, sondern dass sich auch chemisch veränderte Prozesse im Gehirn und veränderte Gehirntätigkeiten nachweisen lassen.
Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei unter andrem ein Areal im Gehirn, dass “Limbisches System” genannt wird.
Die Funktion dieses Hirnareals ist sehr vielfältig. Unter anderem:

  • Wesentliche Beteiligung an der Entstehung von Angst
  • Verknüpfung von Gefühlen mit bestimmten Ereignissen und (dadurch) Wiedererkennung von Situationen (Anmerkung von mir: sehr interessant in Hinblick auf “Trigger“, “Flash-backs” und Dissoziationen)
  • Steuerung der Organe, die vom vegetativen Nervensystem versorgt werden
  • Zentralstelle desendokrinen, vegetativen und psychischen Regulationssystems; dient der Vermittlung zwischen Hirnstamm und Großhirnrinde, sowie Vegetativen Nervensystem, dem endokrinen System und den Bereichen von Motorik, Sensorik und Assoziation
  • ist das Gefühlszentrum (Steuerung des emotionalen Verhaltens) und außerdem für die Triebsteuerung verantwortlich
  • verantwortlich für die Verarbeitung innerer und äußerer Reize

Arbeitsweise des Limbischen Systems am Beispiel Stress: Äußere Reize/Auslöser führen zu einer hormonellen Reaktion

Arbeitsweise des Limbischen Systems: Äußere Reize/Auslöser führen zu einer emotionalen Reaktion, die wiederum zu einer hormonellen Reaktion führt, die ihrerseits im Körper entsprechenden Reaktionen/Symptomen auslöst.
Bsp. Prüfungsangst: Stressor = Prüfungsfragen =>Emotionale Reaktion=Angstgefühl=>Hormonausschüttung=> Blutdruck  steigt, Schweissausbrüche, Herzschlagbeschleunigung….
Doch auch in andererer Reihenfolge funktioniert die Reaktionskette!

Der heute immer noch so gern bemühte Spruch “Es spielt sie alles nur in deinem Kopf (und Denken) ab”, ist somit nur die halbe Wahrheit, denn die Auswirkungen sind sind im gesamten Körper feststellbar.

Unsere Gefühlswelt ist nicht nur etwas “Eingebildetes”,  sondern kann über die Messung der Hirnaktivität, der Hormonausschüttung etc. pp. “fassbar(er)” und “sichtbar(er)” gemacht werden, ebenso wie die Auswirkungen auf  z.B. Blutdruck, Blutzucker und Herzschlag direkt mess- und damit nachweisbar sind.

Bedauerlicher Weise ist es heute in der breiten Öffentlichkeit immer noch so gut wie unbekannt, das psychische Erkrankungen, die z.B. aus Traumen entstehen, tatsächlich messabare Veränderungen im Gehirn bewirken (auch wenn zugegebener Maßen die heuten möglichen bildgebenden Verfahren immer noch Gegenstand kritischer Diskussionen sind).
Einen interessanten Artikel dazu könnte Ihr bei “Gehirn und Geist” lesen. (KLICK MICH).

Untersuchungen haben ebenfalls gezeigt, dass Menschen, die von seelischen Schmerz berichten, sich diesen Schmerz nicht nur “einbilden” oder “einreden”, sondern dass sie diesen tatsächlich EMPFINDEN. In einer Studie konnte 2013 Schmerz im CT  (Kernspin macht Schmerz sichtbar) sichtbar gemacht werden. Dabei wurde allerdings auch festgestellt, dass sich die Schmerzreaktion zwischen körperlichen und seelischen Schmerz unterscheidet.

 

Warum ich dies als einleitende Worte erwähne ist die Tatsache, dass es leider immer noch der landläufigen Meinung entspricht, dass das Lösen aus alten Gedanken- und Vorstellungsmustern, das Verändern von Verhalten usw., einfach nur “eine Frage des Willens” sei, und eigentlich ein super einfaches Unterfangen darstellt, frei dem Motto: “Wenn du nur wirklich WILLST, dann kannst du auch einfach so von Heute auf Morgen dein Verhalten ablegen und anders handeln und denken!”
Wer dazu nicht in der Lage ist, gilt als willens- und charakterschwach, als unerleuchtet bis hin zu der Bewertung in manchen Kreisen als “unehrenhaft” und “verlogen”.
Solcherlei Fehleinschätzungen und Bagatellisierungen können bei psychischen Störungen oder bei Menschen mit einem (oder mehreren) traumatischen Erlebnissen fatal sein.
Es führt im schlimmsten Falle dazu, dass sich die-oder derjenige noch weiter zurückzieht und unfähig wird, sich in seiner Ganzheit, mit all seinen Gefühlen und Erlebnissen anzusehen, zu akzeptieren und daran zu arbeiten.
Fakt ist, dass die Veränderung von Verhaltensmustern sehr schwer ist und viel, viel Zeit und harte Arbeit erfordert. Vor allen Dingen dann, wenn das Gehirn, seine Funktionsweise und seine Strukturen bereits (stark) verändert worden sind.

Ich hoffe, dass dieser sehr, sehr grobe Einwurf zu Beginn hilfreich sein wird, die nach und nach von mir veröffentlichten Artikel besser zu verstehen.

LG & BB
Siat