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Von roten Tüchern und Höhlenkünstlerinnen

Ja… Ich habe sie. Besonders das die Themenbereiche “(Gynozentrischer) Feminismus, Matriarcht & Konsorten” leuchten in besonders roten Farben und lassen mich gerne mal die Zähne fletschen.
Nun, ich werde mir sicherlich nicht viele Freunde mit dem, was ich schreiben werde machen.
Doch mein “rotes Tuch” beruht eben auf meinen persönlichen Erfahrungen, die ich in allererster Linie mit der Sorte Feministinnen gemacht habe, die ich am ehesten als “Hardcore-Feministinnen” bezeichnen würde.-Und ja, das wird regelmäßig getriggert. X-D *hmmm… was soll mir das wohl sagen?*
Gemäßigte Verfechterinnen und Verfechter mögen also den Artikel mit einem gewissen Abstand lesen und mir den “Ausbruch” etwas nachsehen. ;).
Nein, ich bin sicher keine Anti-Feministin.Aber ich bin definitiv keine Freundin von Extremen, Ungleichgewicht,  von Plattitüdenreißerei, dem Schüren von Klischees und Vorurteilen und von undifferenzierter Betrachtungsweisen.
UND was ich ebenso wenig leiden kann sind Pseudo-Wissenschaftlichkeit und, ganz schlimm, Generalisierungen.
D.h. mit Hardcore-Feminismus, um den es mir hier geht (das möchte ich betonen) und der in meinen Augen nichts anderes ist umgedrehter Machismus, hab ich nicht nur meine Probleme, sondern ich lehne ihn ab. Und ja, ich bringe ihn mit den obigen beschriebenen in direkte Verbindung.-Aber vielleicht wird im Verlauf klar, warum.

Grund für meinen kleinen “Ausbruch” war die Teilung des Artikels “Frauenhände auf der Höhlenwand”, der mit einem Kommentar versehen was, das sie (die patriarchal denken Historiker)  entdeckt hätten, das es damals schon Frauen, und nicht nur Jäger und Sammler gegeben habe.
Ja, es war auch ein Smiley hinter gesetzt, der anzeigen sollte, dass es sich dabei um einen Scherz handelte.
Entsprechend kamen dann natürlich auch noch weitere Kommentare.

Nun… Ja, ich  bin, was den Bereich der (prähistorischen) Wissenschaft reichlich empfindlich. Ok. Ja. Sehr empfindlich.
Grade die Prähistorik ist ein Fachbereich, in dem es NUR Theorien, aber keine schirftlichen Hinterlassenschaften gibt, die diese Theorien auch in der Absolutheit unterstützen, die von manchen in die Welt gesetzt wird..
Die Historiker, die ich kennenlernen durfte (ist natürlich von diesen schwer auf andere Historiker zu schließen!) haben diese Tatsache immer wieder gern wiederholt und uns Studenten eingebläut: “Nix genaues wissen wir nicht! Es KÖNNTE so sein, aber wir haben dafür wenn überhaupt nur Indizien.”
Doch von dieser recht vorsichtigen und hinterfragenden Haltung und differenzierten Betrachtungsweise hinter den Türen und in den Sälen der Universitäten kommt Null bis Nullkommanix an die Öffentlichkeit.
Besonders wenn ich populärwissenschaftliche Bücher oder Zeitschriften lese, halte ich mir oft mal den Kopf und denk mir: “Mensch Leute, so absolut wie ihr das darstellt, ist es einfach nicht!”
Und leider sind die wenigsten wirklich wissenschaftlichen Fachbücher für eine breitere Öffentlichkeit interessant, denn das hieße, sich mit den Fußnoten und ggf. mit den weiteren Belegen für entsprechende Thesen auseinandersetzen. Und das kostet “Mühe”, Zeit und sicherlich auch Geld.

Ich will hier auch nicht generell über die Populärwissenschaft meckern. Sie hat natürlich ebenso ihre Berechtigung, und ich finde es auch gut und wichtig, das wir sie haben. Sonst würde vermutlich das allgemeine Wissen über unsere Geschichte ziemlich… ähm… ja. Mikrig ausfallen.
Was ich allerdings oft beobachte ist ein Glaube, der dem Buchstabenglauben an die Bibel sehr ähnlich ist: “Es steht da und da, der und der hat das gesagt, also IST das so und/oder MUSS das GENAU SO sein.”

Nein, ist und muss es nicht! Es KANN! Und je nach Quellen-und Fundlage ist die Wahrscheinlichkeit das es so oder so sein könnte entsprechend hoch.-Oder aber auch nicht.
Das ist die eine Seite.

Die andere bezieht sich nun auf die Themen: “Feminismus/Matriarchat/Patriarchat…”

Es ist natürlich leider immer noch:
Im Vergleich zu dem Zeitraum, den der Beginn der Emanzipationsbewegung  bis heute ausmacht, ist der Zeitraum aus dem die momentane Mehrzahl der Bücher in den Fachbereichen stammt, leider deutlich größer, in dem althergebrachte Vorstellungen ihre Ausbreitung finden. Egal um welchen Bereich es sich handelt. Angefangen eben bei den Vorstellungen bezüglich der Geschlechterrollen.
Ich denke, dass es da Zeit brauchen wird, bis diese Vorstellungen sich tatsächlich überholt haben.
Für mich ist dieser Prozess durchaus vergleichbar mit den Prozessen in islamischen Ländern oder auch in Indien.
Manche Dinge müssen sich organisch (wieder)entwickeln, damit es wirklich dauerhafte Frucht tragen kann.
Kindergartenhaftes Gezänke darüber, wer denn nun das “bessere” oder “weiterentwickeltere” Geschlecht sei sind meiner Meinung nach für solche Prozesse genauso unproduktiv wie das Protest-Nackig-Machen.
Gut gemeint, aber schlecht gemacht.

Meiner Meinung ist es auch völlig unsinnig, auf Zwang und auf Grundlage von ferneren noch existierenden Matriarchaten ein Matriarchat in Europa herbei theoretisieren, wo jeder, der sich mit wissenschaftlichen Arbeiten darüber im Klaren ist: “Du musst eigentlichnichts weiter tun als die Annahme entsprechend formulieren, dann klappt es auch mit der Beweisführung.”
So haben z.T. “die patriarchalen Historiker” bereits gearbeitet.-Und so arbeiten (leider) auch die Verfechterinnen des Matriarchats.

Und mehr als eine Theorie, die auf einer mehr oder weniger guten Belegführung beruht, ist es auch bei diesem Thema nicht.
Genauso wie der “Beweis”, das eine einzige “Urgöttin” in der “Urzeit” der Menschheit existiert hat, auf die sich so mancherlei Heiden in der “Szene” berufen.
Die Vorstellung ist schön und gut. Persönlicher Glaube ebenfalls.-Ich gehöre in einer gewissen Weise auch durchaus dazu.
Aber das als historische FAKTEN, als archäologisch BEWIESENE Tatsache hinzustellen, ist schlicht und ergreifend falsch.

Jaaaaa… Ich hör sie schon wieder… Die Venus vom Hohle Fels, die Venus von Willendorf, Dolni Vestonice oder von Brassempouy, Catal Hüyük… etc. pp

Ich spiel jetzt mal den Advocatus diabolo:
Wir nehmen an (und so formulieren es auch die Wissenschaftler), das es sich es sich um Darstellungen/Tempel/Heilige Stätten von Göttinnen handelt, weil
a.) man es sich nicht anders erklären kann (O-Ton eines meiner Professoren: “Alles was erst mal nicht erklärt werden kann, wird erst Mal in die Ecke des Sakralen gesteckt”),
b.) Vergleiche mit anderen Funden/Fundstellen gemacht wurden, soweit diese eindeutig zuordbar sind, oder aber weil man bei anderen Funden gleichen Typs sich eben auch nix anderes denken konnten, als dass es sich um etwas Sakrales handelt;
c) man hat das Glück hat, eine Schriftquelle zu besitzen.-Aber dieser Punkt trifft zumindest in der Prähistorik (deswegen heisst sie ja auch so) nicht zu.  X-D  Leider!

Die traurige Wahrheit ist:
Wir haben dafür keinen einzigen wirklich Wasser dichten und unumstößlichen Beweis!
Nada! Niénte!

Diese Ehrlichkeit und ja, auch Bodenhaftung ist es allerdings, die ich v.a. in der Matriarchats-Eso-Ecke vermisse, und die mir soooooooooo auf den Keks geht.
Vor allen Dingen, wenn sie dann noch Stilblüten treibt, wie sie mir mal auf einer Dianic-Wicca-Mailinglist begegneten, wo mir die Damen dort allen Ernstes und voller Überzeugung erklärten, das die Frauen vor der Unterdrückung durch die Männer ohne deren Mitwirken bei der Zeugung aus sich selbst Kinder geboren hätten, so wie es ja schließlich auch die Göttin täte. Und Frau hat diese Fähigkeit ausschließlich wegen den Männern verloren, und nun unterdrücken natürlich die Männer dieses Wissen.
Und die Männer sind sowieso das Schlechteste der Welt und Frauen nur gut und können niemandem etwas zu leide tun.
Eine Frau die das nicht erkenne, sei tief verblendet, unemanzipiert und noch in den Stricken des Patriarchats gefangen.

Echt Leute… *Kopfschüttel*

FaceDesk

Da fällt mir dann nix mehr zu ein.
Privater Glauben ist einer andere Sache. Es gibt viele Wege zur göttlichen Wahrheit.
Aber diesen als historisch und wissenschaftliche Tatsache hinzustellen… Sorry.

Auf meiner ganz privaten Ebene halte ich vieles für möglich.
Ich bin durchaus der Meinung, dass es früher eine Göttinnen-zentrierte Gemeinschaft gab, und das Frauen eine andere Stellung hatten als heute. Ob es ein Matriarchat war, oder vielleicht etwas völlig anderes, in dem keine Geschlechter-Aufteilung bzw. Bevorzugung gab…
Keine Ahnung. Letzte Variante wäre mir persönlich allerdings lieber 😉 (und nein, ich sehe das in den bisherigen “Modellen” von “Matriarchat” nicht gegeben).

Es kann aber auch sein, dass Frau ihren Status bereits sehr, sehr lange Zeit vorher “verlor” und die Göttin trotzdem verehrt wurde.
Ein ähnlicher Vorgang wie in Indien, dem Land das einen Göttinnen-Kult hat, der tatsächlich bis weit, weit, weit zurückreicht und bis heute kontinuierlich praktiziert wird.
Doch die Göttin zu verehren bedeutet noch lange nicht, dass sich die Stellung der Frau davon bessert, bzw. die Frau unangefochten favorisiert wird.-Auch das lehren die dortige Geschichte und die dortigen Geschehnisse.

Ich denke, grade vor dem Bewusstsein darüber wie sich eine Göttinnenzentrierten Gesellschaft (wie siehts eigentlich mit den heutigen noch existierenden Matriarchaten aus was ihre Göttinnenzentriertheit anbelangt?)  zu einer Gesellschaft entwickelt hat, in der trotz weiterer tiefer Verehrung für die Göttin Frauen misshandelt, missbraucht und als minderwertig betrachtet werden, wäre ein Hinterfragen der rosaroten Brille (wo die Göttin verehrt wird, ist auch die Stellung der Frau besser) nicht sonderlich schlecht.

*durchatme*
Egal ob Matricharchat oder Patriarchat. Egal ob Wunschdenken, wissenschaftlich oder unwissenschaftlich bewiesen.
Was wir in diesem Zusammenhang zu wissen meinen/glauben und so gern als Tatsachen und für “die” Wahrheit (TM) halten, ist es einfach nicht. Egal auf welcher “Seite” man steht.
Und solange die Quellen und Befundlage so aussieht wie sie aussieht, wird mir wohl noch oft genug bei undifferenziertem Geschwurbel, bei Generalisierungen und überheblichen “Frauen sind die besseren Menschen” die Hutschnur hochgehen. X-D

LG&BB
Siat